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Die Schönheit der Algen im Gartenteich

Algen - wer dieses Wort als Gartenteichbesitzer hört, verbindet dies erst einmal mit negativen Erscheinungen wie Algenblüte, Fadenalgen, zu starkem Algenwachstum. Algen gehören aber zu einem Teich wie der Sauerstoff zur Atemluft f des Menschen. Sie sind in jedem Teich vorhanden, ob wir es wollen oder nicht. Allerdings fallen uns eigentlich bei der oberflächlichen Betrachtung nur die uns nicht gefallenden Algen auf. Schauen wir uns einen Teich aber etwas genauer an, so sehen wir sofort die an den Gegenständen, auf der Folie oder den Pflanzen sitzenden Algenrasen, die Fischen, Amphibien und Kaulquappen, aber natürlich auch vielen Insekten eine Nahrungsbasis bieten. Sie stören uns jedoch in der Regel nicht. So richtig interessant wird es aber erst, wenn man sich die Algen in einem Wassertropfen des Gartenteichs anschaut. Denn Algen gehören zu den schönsten Gebilden, die die Natur im Mikrokosmos hervor gebracht hat. Vorab ein Wort zur Entwicklungsgeschichte. Die ersten Mikroorganismen, die unsere Erde bevölkerten, als sie noch ein heißer und sehr unwirtlicher Planet war, sind Cyanobakterien gewesen, wie heute die Blaualgen genannt werden. Diese Namensänderung zeigt schon, dass die Zuordnung - ob Tier oder Pflanze - sehr schwer ist. Diese Algen haben praktisch die Photosynthese ,,erfunden" und sind für die Anreicherung der Atmosphäre mit Sauerstoff verantwortlich gewesen. Gleichzeitig sind sie so anpassungsfähig, dass sie sich vom Leben in anaerober (sauerstofffreier) auf das in aerober (sauerstoffhaltiger) Atmosphäre umstellen konnten. Heute wissen wir, dass viele Gebirge ursprünglich von Blaualgen aufgebaut wurden. Ob Algen Tiere oder Pflanzen sind, ist eine offene Frage. Meist werden diejenigen, die Blattgrün (Chlorophyll) haben, zu den Pflanzen gerechnet, wenn dieses fehlt, sollten es Tiere sein. Diese Einteilung ist aber unbefriedigend, da in einigen Familien beide Typen verkommen. Bemerkenswert ist auch die Verwandtschaft zu den Bakterien. Blaualgen gehören zu den Erstbesiedlern eines neuen Biotops Sie sollten aber im Gartenteich nach der Einfahrphase möglichst nicht reichlich vorhanden sein. Denn viele von ihnen sind ein Anzeiger für nährstoffreiche Bedingungen, geben manchmal Toxine ab, die andere Pflanzen und Tiere schädigen können, und haben darüber hinaus in größeren Mengen einen unangenehmen, modrigmuffigen Geruch. Die giftigsten Arten, die glücklicherweise selten vorkommen, können schon in einer Konzentration von 0,1 mg tödlich wirken. Trotzdem werden einige dieser Blaualgen sogar als Nahrungsergänzung gegessen, so etwa Spirulina, und sind auch eine hochwertige Nahrung für Kleinsttiere. Viele dieser Algenarten sind fädig, schwimmen in kleinen Mengen frei durch das Wasser und bildert bei stärkerem Auftreten schmierige Beläge. So weit sollte es im funktionierenden Gartenteich nicht kommen. Freischwimmend in nährstoffreichen Teichen kommt etwa auch die Tafelblaualge vor. Merismopedia elegans. Einige Arten können sich sehr sehnell vermehren und führen dann zur gefürchteten Wasserblüte. Diese Algen, etwa die Schraubige Ringelalge, Anabaena spiroides, aber auch die anderen Anabaena-Arten, sind mikroskopisch klein und können gerade noch lichtmikroskopisch dargestellt werden. Sie kann man nur mit sehr guten Mikroskopen und stärkster Vergrößerung identifizieren. Blaualgen erreichen normalweise nicht einmal einen Tausendstel mm ( also 0,001 mm) Durchmesser, die meisten sind weniger als 0,01 mm groß. Eine Ausnahme bilden z.B. die Oscillatoria-Arten, deren Faden zwar nur 0,05 mm dick, aber bis über zentimeterlang sind. Sie können richtige Polster bilden, dann steht der Teich aber schon kurz vor dem Umkippen. Wenn im zeitigenFrühjahr eine leichte Trübung auftritt, die aber nicht mit der eigentlichen Wasserblüte zu vergleichen ist, bei der die Sichttiefe auf Null sinken kann, dann handelt es sich meist um Kieselalgen. Die Algen sind eher in der Lage als die Pflanzen, sich im Frühjahr zu entwickeln. Mit den länger werdenden Tagen und dem Wachsen der anderen Gartenteichpflanzen, vor allem der echten Wasserpflanzen, verschwindet diese leichte Trübung ganz von selbst. Die Kieselalgen bilden mit Hilfe der in jedem natürlichen Gewässer vorhandenen Kieselsäure ein richtiges Skelett auf, das je nach Art geradezu fantastisch aussieht. Kieselalgen sind meist deutlich großer als Blaualgen und einige können schon mit einer Lupe mit 40-facher Vergrößerung sehr gut betrachtet werden. Sie können übrigens auch gesteinsbildend sein. Ihre Skelette sind z.B. als Kieselgur oder Diatomeen (Diatomeenerde) im Handel, als Filtermedium können sie feinste Schwebstoffe ausfiltern. Die im Frühjahr wahrscheinlich häufigste Kieselalge ist die Stab-Kieselalge, Synedra ulna. Asterionella formosa, das Schwebesternchen ist ebenfalls häufiger zu finden. Es ist, wie die meisten anderen Kieselalgen, keinesfalls Anzeiger für nährstoffreiche Gewässer, sondern eher Indikator für einen guten Gewässerzustand mit recht sauberem Wasser, auch wenn sie im Frühjahr reichlich auftreten kann. Mit einem Durchmesser von bis zu 0,25 mm gehört ste schon zu den Riesen unter den Kieselalgen. Man mag denken, dass Algen, wenn sie denn nicht auf einem Substrat sitzen, „einfach so" durch das Wasser treiben. Das ist aber längst nicht bei allen Arten der Fall. So sind die Augenflagellaten mit einer, selten mit zwei Geißeln versehen, mit denen sich diese Algen aktiv bewegen können. Ihren Namen haben diese Algen erhalten, weil ihr Augenfleck, mit dem sie Richtung und Licht bestimmen können, oft eine deutlich rote Farbe hat. Er bildet damit einen starken Kontrast zu dem durch eingelagerte Chloroplasten oft kräftig grünen Körper. Einige dieser Algen sind so groß, dass sie sogar von scharfsichtigen Menschen mit bloßem Auge gesehen werden können. In Flachwasserbereichen kommt es vor allem in der kühleren Zeit gelegentlich zum stärkeren, manchmal sogar massenhaften Auftreten von Euglena oxyuris, des Wurmförmigen Augentiers. Mit ihren zwei Geißeln kann es sich über den Gewässergrund bewegen, meist mit leichten Windungen oder ähnlich einem Regenwurm. Gelegentlich finden sich im Gartenteich auch die schönen Herzflagellaten, die bis etwa 0,1 mm lang sind. Sie können mit propellarartigem Rotieren (unter der Stereolupe zu beobachten) durch das Freiwasser schwimmen, oft liegen sie auch am Gewässergrund. Beispiele sind Phacus pleuronectes und Phacus longicauda. Leider sind sie nicht unbedingt Anzeiger für saubere Wässer, das gilt besonders für P. longicauda. Mit zwei Geißeln bewegen sich die Dinoflagellaten aus der Klasse der Feueralgen Sie sind nur mit wenigen Arten im Süßwasser vertreten, teilweise aber massenhaft und können auch zu einer Wasserblüte führen Häufigster Dinoflagellat ist die Hornalge, Ceratium hirundella. Das Gerüst besteht übrigens aus zellulosehaltigen Verbindungen. Eine große Gruppe von Algen gehört zu den Grünalgen. Trotz dieses Namens gibt es, allerdings nur im Meeresbereich, auch rote Grünalgen. Viele dieser Algen, man schätzt etwa 250 Arten, sind häufig in unseren Gewässern zu finden. Die Hälfte der Grünalgen gehört zu den Jochalgen, darunter sind die einzelligen Zieralgen. Zu ihnen gehören auch einige der unbeliebteren Arten. Sie werden meist als Fadenalgen bezeichnet und bilden gelegentlich große Polster. Dies sind die Fadenjochalgen. Allerdings ist die Artenzahi außerhalb der Fadenalgen deutlich höher. Diese aus wenigen Zellen bestehenstehen die neuen Zellen. Einige der schönsten Algen gehören in diese Gruppe. Als Beispiel sei etwa noch die Sternalge genannt, Euastrium pinnatum. Die Fadenjochalgen sind mit dem Auge natürlich sehr gut erkennbar, aber auch die Zieralgen mit Größen von bis über 1 mm sind mit bloßem Auge zu sehen. Auch bei den restlichen Grünalgen gibt es fadenartige Gewächse, so die Pinsel-Grünalge, Draparnaldia glomerata. Sie braucht retativ sauberes Wasser und kann etwa 1 cm lang werden. Unbedingt erwähnt werden muss hier auch das Wassernetz,Hydrodictyon reticulatum. Erst klein, können unverwechselbare netzartige Gebilde mit einem Durchmesser von einem halben Meter entstehen, die auf dem Gewässerboden liegen. Jeder Steg entspricht einer Zelle. Auch wenn sie eine interessante Struktur hat, sind diese Vertreter doch vollkommen unscheinbar gegenüber einigen anderen Grünalgen, die auch im Gartenteich vorkommen. Einen Anfang macht die bis kirschgroße Borsten-Grünalge, Chaetophora spec. Sie sieht eigentlich aus wie eine Wasserpflanze, gehört aber zu den Algen. Die vielen Formen, die vorkommen, können hier nicht einmal annähernd behandelt werden. Das Warzige Zackenrädchen, Pediastrum boryanum, besteht aus bis zu 128 Zelten und kann etwa 0,5 mm messen. Es tritt häufig in nährstoffreichen Gartenteichen auf, mit einem Höhepunkt im Sommer. Die Algen können die Kolonien auch verlassen, um sich an anderer Stelle erneut zu finden. So lassen sich auch leere Hüllen verlassener Kolonien entdecken. Der absolute Favorit unter den Algen ist für mich aber die Kleine Wimperkugel oder Volvox, Volvox aureus. Bis zu 1300 zweigeißelige, kugelige Zellen liegen außen auf der festen Hülle der innen weichen Gallertkugel. Insgesamt kann die Kugel etwa 1 mm groß werden, die verwandte Große Wimperkugel Volvox globator sogar 2 mm. Im Inneren der Kugel bilden sich kleine Tochterkugeln. Wenn im Herbst die Tochterkolonien die Mutterkolonie verlassen, stirbt diese ab. Dies ist übrigens das entwicklungsgeschichtlich erste Auftreten eines natürlichen Todes. Alle noch ursprünglicheren Lebewesen würden sich, wenn sie nicht etwa gefressen werden, immerfort vermehren und teilen. Wimperkugeln treten ab dem Frühsommer in nährstoffreichen Gewässern auf. Sie rollen langsam durch das Wasser und bilden einen wirklich hervorragenden Anblick. Tagsüber sind sie an der Oberfläche im Licht, wo sie dichte Bestände bilden können. Nachts zerstreuen sie sich und finden sich in allen Tiefenschichten. Algen sind also mehr als unangenehme Gäste im Gartenteich. ln nicht zu nährstoffreichen Teichen werden sie nicht zur Plage, sondern zu einem wichtigen Bestandteil unserer Gartenteiche.


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