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Der Zungenhahnenfuß Ranunculus lingua im Gartenteich

Der Zungenhahnenfuß

Eigentlich ist der Zungenhahnenfuß eine eher unauffällige Pflanze. In entsprechenden Beständen kann er aber auch optisch sehr gut zur Geltung kommen und ist dann eine attraktive Teichpflanze für den Ufer- und Wasserbereich.

Der Zungenhahnenfuß ist keine so auffällige Erscheinung, als dass man zwangsläufig auf ihn aufmerksam werden muss. Meist verschwindet er optisch im Röhricht der Ufervegetation, wo er gemeinsam mit dem Straußblütigen Gilbweiderich, Lysimachia thyrsiflora, und anderen Uferstauden steht. Hin und wieder findet man allerdings noch Biotope, in denen Ranunculus lingua in größeren Beständen vorkommt. Dann macht er durch seine leuchtend gelben Blüten auf sich aufmerksam, und mancher möchte die Art einmal im Gartenteich ausprobieren. Da der Zungenhahnenfuß eine nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützte Art ist, ist eine Naturentnahme allerdings nicht erlaubt. Dies ist jedoch insofern nicht problematisch, da der Zungen- hahnenfuss zum Standardsortiment nahezu jeder Staudengärtnerei gehört. Auch die Teichpflanzenbereiche der Baumärkte bieten die Art fast regelmäßig an. Will man Ranunculus lingua im Wassergarten ansiedeln, sind nicht allzu viele Bedingungen zu beachten. Der Boden sollte ausreichend Nährstoffe enthalten und kann ruhig etwas verschlammt sein, was ja auch bei Gartenteichen nicht ausbleibt. Anfänglich sind die Einzelexemplare recht unscheinbar, im Laufe von wenigen Jahren etablieren sich bei zusagenden Bedingungen jedoch zunehmend große Bestände. Im Juni, zur Blütezeit, ist die Pflanze recht ansprechend, da die dottergelben Blüten eine große Leuchtkraft haben. Ranunculus Iingua verbreitet sich vegetativ durch lange unterirdische, zum Teil auch im freiem Wasser wachsende Ausläufer. Wassertiefen von bis zu 70 Zentimetern werden dabei problemlos besiedelt. Dabei kommt es vor, dass sich die Pflanze auch an Plätzen ausbreitet, die anderen Arten vorbehalten sein sollen. In meinem Teich durchziehen die Ausläufer nahezu den gesamten Flachwasserbereich. Zwischen den Seerosen stehen dann hin und wieder die schlanken Sprosse und blühen über und über. Teilweise erreichen die Ausläufer auch trockene Bereiche am Teichufer. In kleineren Teichen empfiehlt es sich, die Ausläufer von Zeit zu Zeit zu entfernen. Seine besondere Attraktivität zeigt der Zungenhahnenfuß, wenn die emersen Pflanzenteile im Frühherbst weitgehend abgestorben sind und sich die herrlich sattgrünen zungenförmigen Unterwasserblätter großflächig ausdehnen. Sie sind dann nicht nur Blickfang im sonst schon kahlen. Teich, sondern auch Sauerstotfspender, selbst unter der klaren Eisdecke. Um Ranunculus lingua auch in den lichtarmen Monaten zur Wirkung kommen zu lassen, sollte man wuchernde Begleitarten wie den wintergrünen Ranunculus circinatus, aber auch die Wasserpest, Elodea canadensis entfernt halten, denn gerade die Winterblätter (Primärblätter) qualifizieren den Zungenhahnenfuß zur gut geeigneten Gartenteichpflanze, auf die im naturnahen Teich nicht verzichtet werden sollte.

Biologie und Ökologie des Zungenhahnenfußes

Die Gattung Ranunculus zählt zur Familie der Ranunculaceae, der Hahnenfußgewächse. In dieser sehr großen Familie sind ca. 850 Arten zusammengefasst. Sie ist über die gesamte Erde verbreitet, wobei der Verbrei- tungsschwerpunkt in den nichttropischen Gebieten der nördlichen Hemisphäre liegt. Die Gattung Ranunculus enthält viele Landpflanzen, aber auch eine ganze Reihe zum Teil auffällige, dekorative Wasserpflanzen. Die Blattformen reichen dabei von radiär fein zerschlitzten Blättern typischer Unterwasserpflanzen, wie Ranunculus trichophyllus und Ranunculus circinatus, über gekerbtrandige Blattformen beim einjährigen Ranunculus sceleratus oder bei Ranunculus hederaceus bis hin zu Pflanzen mit ganzrandigem bis ganzrandig gezähntem Blattwerk, wie beispielsweise Ranunculus lingua. Verschiedene Sippen zeichnen sich durch auffällige unterschiedliche Blattstrukturen (Heterophyllie) der Unterwasser- und Schwimmblätter aus. Beispiel dafür ist der weit verbreitete Ranunculus aquatilis. Grundverschieden ist auch die submerse und emerse Belaubung bei Ranunculus lingua. Der Zungenhahnenfuß (ein älteres Synonym ist Ranunculus longifolius) ist eine Pflanze, die im Uferbereich von Seen, Altwassern, Gräben und Flachmooren (Niederungsmooren), aber auch an Torfstichen vorkommt. Vereinzelte Populationen habe ich in Erlenbruchwäldern, hier vor allem in den Randbereichen, gefunden. Die aufsteigenden, kahlen
oder behaarten, kräftigen, hohlen Stängel sind reich verzweigt und bis zu 150 Zentimeter hoch. Die Art ist ausdauernd und verbreitet sich durch lange unterirdische, im freien Wasser oft dem Substrat aufliegende Ausläufer. Im Herbst bilden sich mit dem Vergilben der emersen Pflanzenteile typische herz- bis eiförmige (zungenähnliche) bis verkehrt eiförmige, basal tief gebuchtete Unterwasserblätter, die als Primärblätter anzusehen sind. Die Form dieser Unterwasserblätter führte dann auch zur deutschen Bezeichnung Zungenhahnenfuß (lingua: lat. Zunge). Ihre Größe ist recht variabel. Es können Abmessungen von maximal 20x8 Zentimeter erreicht werden. Die Endgröße ist letztlich auch abhängig vom Nährstoffangebot und vom Alter der Bestände. Im Frühjahr beginnt Ranunculus lingua mit der zunehmenden Taglänge aus dem Wasser herauszuwachsen. Leider vergehen zu diesem Zeitpunkt auch die dekorativen Unterwasserblätter. Die ebenfalls wechselständigen Luftblätter sind kurz gestielt oder sitzend, länglich lanzettlich, mit entfernt gezähntem Rand. Sie werden bis 25 Zentimeter lang und maximal 3,5 Zentimeter breit. Die Blattbasen sind scheidig, stängelumfassend. Die schönen, auffällig glänzenden, dottergelben Blüten können bis zu 5 Zentimeter Durchmesser erreichen, bleiben aber meist kleiner. Die Anzahl der Kronblätter beträgt fünf. Fruchtknoten und Staubblätter sind zahlreich. Die Fruchtstände sind zu den für Hahnenfußgewächse typischen Köpfchen vereinigt. Ranunculus lingua wächst vor allem in Großseggenbeständen und im Röhricht auf nährstoffreichem, schlammigem Untergrund. Er ist Bestandteil des Cicuto - Caricetum - pseudocyperi, der Wasserschierlings - Gesellschaft, kommt aber auch in verschiedenen anderen Pflanzengemeinschaften vor, hier vor allem in Zwischenmoorgesellschaften. So habe ich die Art gemeinsam mit Iris pseudscorus, der Sumpfschwertlilie, Carex pseudocyperus, der Zyperngrassegge, Caltha palustris, der Sumpfdotterblume, der Bachbunge, Veronica beccabunga, dem Gemeinen Froschlöffel, Alisma plantago - aquatica, der Wasserminze, Mentha aquatica, dem Sumpfhelmkraut, Scutellaria galericulata und Lysimachia thyrsiflora, dem Straußblütigen Gilbweiderich, am Rande einer Erlenbruchwaldgesellschaft gefunden. Verschiedentlich kommen auch Bestände in Gesellschaft mit Bidens-Arten vor. Ranunculus lingua ist in Deutschland in vielen Bundesländern im Rückgang begriffen und damit mehr oder weniger gefährdet. Besonders bedroht wird die Art (wie kann es anders sein) durch anthropogene (durch den Menschen verursachte) Einflüsse, besonders durch Abwassereinleitungen. Da aber viele Vorkommen außerhalb von Siedlungsgebieten an wenig zugänglichen Stellen von Gewässern liegen, bleiben Populationen, die auch von Abwassereinleitungen verschont geblieben sind, weitgehend gesund erhalten. Ich möchte deshalb abschließend nochmals darauf aufmerksam machen, dass sich Gartenteichbesitzer ihren Zungenhahnenfuß vom Gärtner holen und die Naturbestände unberührt lassen.


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