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Die Bachstelze am Gartenteich


Es ist Frühling geworden. Frisch duftet die Erde und wärmende Sonnenstrahlen bringen die letzten Reste von Eis und Schnee zum Schmelzen. Viele Blumen sind aus ihrer Winterruhe erwacht und setzen bunte Farbtupfer in Feld und Flur. Auch der Wassergarten zeigt ein neues Gesicht. Das satte Gelb der Sumpfdotterblumen leuchtet weithin, unterbrochen von weißen Haarschöpfen des Wollgrases.

Schon frühmorgens singt der Amselhahn sein Frühlingslied, um ein Weibchen anzulocken und sein Revier anzuzeigen, und das „pink-pink" der Meisen begleitet sein melodisches Flöten. Auch Bachstelzen sind nun auf Partner und Wohnungssuche. Wie ihr Name schon sagt, nisten sie gerne in Gewässernähe. Von Seen, Teichen und Bächen fühlen sie sich angezogen, und auch an Überschwemmungsflächen und kleinen Feuchtflächen ist der kleinen Feuchtflächen ist der kleine Vogel zu beobachten. Bachstelzen sind jedoch nicht unmittelbar an Gewässer gebunden. Sie haben als Kulturfolger neue Lebensräume für sich erschlossen. So sind sie auf großen Rasenflächen in den Städten wie auch auf Sport und Campingplätzen, in Parks und in Kiesgruben zu finden. Gerne nisten sie in Gehöften, denn dort finden sie auf Misthaufen ausreichend Insektennahrung für ihre Brut. In Schuppen, Scheunen, unter Dachfirsten, in Holzstößen und in Mauerlöchern sowie in Höhlungen von Kopfweiden bauen sie ihre Nester Bekannt sind auch Berichte von Tierfreunden, die mitunter ihre Baumaschinen, Traktoren und Kraftfahrzeuge während der Brutzeit der Bachstelzen nicht benutzten, um dort die Brut dieser Vögel nicht zu vernichten. Wassergärtner können sich glücklich schätzen, wenn auf ihrem Gelände ein Bachstelzenpärchen heimisch geworden ist. Es ist einfach schön, diese grazilen Vögel zu beobachten. Charakteristisch ist ihr langer, schwarzer Schwanz mit den weißen Außensäumen. Auf Stelzenart ist er ständig in Wippbewegung und daher ein gutes Bestimmungsmerkmal. In früheren Zeiten brachte ihnen dieser Wippschwanz die Bezeichnung „Ackermännchen" ein. Dies resultiert daraus, dass Bachstelzen gerne hinter pflügenden Bauern herliefen, um die Bodeninsekten zu fangen. Sie saßen auf den frischen Ackerschollen und das Schwanzwippen erweckte den Eindruck, die Vögel würden den Bauern helfen, die Ackerschollen klein zu schlagen. Gemessen von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende erreichen Bachstelzen eine Länge von 18 cm. Ihr Gewicht liegt bei 23 g. Auffallend ist das schwarz-weiße Federkleid der Bachstelzen. Die Stirn vom Schnabelansatz bis zum hinteren Augenwinkel ist leuchtend weiß und sticht deutlich von der schwarzen Kopfplatte ab. Bis zum Vorderrücken zieht sich das glänzende Schwarz und mündet in die grauen Rücken und Schulterfedern. Dunkelgrau bis grauschwarz ist der Bürzel. Kopf- und Halsseiten sind weiß, wogegen sich Kinn, Kehle und Vorderbrust in glänzendem Schwarz zeigen. Die übrige Unterseite und auch die Unterschwanzdecken sind weiß befiedert. Tiefschwarz und teilweise weiß besäumt sind die Flügel dieser schönen Vögel. Männchen und Weibchen sind ähnlich, so dass es für einen Laien schwierig ist, sie auseinander zu halten. Bei jungen Bachstelzen sind die Farben und Konturen noch nicht stark ausgeprägt, man kann sie jedoch gut aus ihrem Verhalten heraus den Bachstelzen zuordnen. Da ist zum Beispiel das Laufen in fast waagrechter Körperhaltung mit dem bereits erwähnten wippenden Schwanz und ihr auf- und abschwingender, wellenförmiger Flug. Auffallend ist auch das immer wieder kurze Hochschnellen, um auffliegende Insekten zu erhaschen. Dabei rufen sie scharf „tsissik-tsissik". Es ist lustig anzuschauen, wenn Bachstelzen mit weit ausholenden Schritten hinter ihrer Beute her rennen.

Ein Bachstelzenjahr

Europäische Bachstelzen sind Teilzieher. Zum Teil überwintern sie in Mittel und Westeuropa, zum Teil im Mittelmeerraum, und viele zieht es bis nach Zentralafrika. Im März/April finden sie sich wieder in ihrem Brutgebiet ein, wobei die Männchen den größten Anteil der früh Heimkehrenden bilden. Wenn auch die Weibchen eingetroffen sind, wird emsig nach einem günstigen Nistplatz in dem vorher durch das Männchen ausgewählten Territorium gesucht. Es werden Fasern, Blättchen und Moos herbeigetragen und zusammengefügt. Die Innenseite des Nestes wird mit Federn, Haaren und anderen feinen Materialien ausgekleidet. Bald liegen 4-6 winzig befleckte weißgraue, graue oder braungraue Eier in der Mulde. Nach einer Brutzeit von etwa 14 Tagen schlüpfen die Jungen, die vornehmlich vom Weibchen ausgebrütet wurden, während das Männchen mit seinem Ruf „dschiwid-dschiwid” jeden Konkurrenten wissen ließ: „Revier besetzt". Das Kuckucksweibchen allerdings lässt sich davon weniger beeindrucken, denn hin und wieder sucht es auch Bachstelzennester auf, um dort eines seiner Eier zu legen. Dann ist natürlich die Bachstelzenbrut verloren, denn der geschlüpfte Kuckuck duldet keine anderen Jungen im Nest und wirft sie kurzerhand hinaus. Diesem Schicksal entkommen, wachsen die Bachstelzenjungen schnell heran, gut gefüttert von beiden Eltern, die eifrig Köcher- und Eintagsfliegen, kleine Libellen, Ameisen, Wanzen und Spinnen herbeitragen. Nach etwa 13-14 Tagen verlassen die nun flügge gewordenen Jungen das Nest. Sie werden von den Eltern noch einige Tage gefüttert und geführt. Wenn sie selbstständig sind, beginnen die Eltern in der Regel mit einer zweiten Brut. Auch Drittbruten sind möglich. Von einigen Vogelarten wie Staren und Saatkrähen ist allgemein bekannt, dass sie Schlafgesellschaften bilden. Auch Bachstelzen neigen zu diesem Verhalten. Tagsüber gehen sie meist alleine auf Nahrungssuche, jedoch in der Nacht schlafen sie gerne gesellig, besonders Jungvögel und jene, die nicht mehr brüten. Der Wegzug nach dem Süden beginnt Ende August, wobei die Jungvögel den Anfang machen. In Scharen zusammengefunden, ziehen sie in ihre Überwinterungsgebiete, gefolgt von den Altvögeln im September/Oktober. Ein Bachstelzenjahr neigt sich dem Ende zu. Hoffen wir, dass sie im Frühjahr wieder gesund zurückkehren, unter unserem Hausdach brüten oder im Gebüsch am Gartenteich ihr Nest bauen, Insekten aus dem Wasser fischen und uns ihren wippenden Schwanz zeigen.


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