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Nitrit und Ammoniak im Koiteich

Wie hoch dürfen die Werte sein?

Auslöser dieses Artikels ist ein neu erschienenes Buch zum Thema Koi (eine Übersetzung aus dem Englischen), in dem einige Angaben zum maximalen bzw. tolerierbaren Gehalt an Ammoniak und Nitrit gemacht werden, die so nicht akzeptabel sind.


In jedem Koiteich werden ständig Stickstoffverbindungen ins Wasser abgegeben. Vor allem Kot und Harn der Fische sowie sich zersetzendes Futter sind dafür verantwortlich. Als eines der ersten Abbauprodukte entsteht das Ammonium (NH4+, wie Nitrit und Nitrat eigentlich ein Ion). Ammonium ist ein wichtiger Pflanzennährstoff und kann von den (Pflanzen aufgenommen werden. Es steht jedoch in einem pH-Wert- und temperaturabhängigen Gleichgewicht mit Ammoniak (NH3). Das bedeutet, dass bei 20 °C und einem pH-Wert von 6 praktisch kein Ammoniak vorhanden ist, bei einem pH-Wert von 7,5 sind es 2 %, bei einem pH-Wert von 8,5 bereits 11 % und bei einem pH-Wert von 9 bereits 25 %. Beträgt die Temperatur etwa 25°C, so steigt der Ammoniakanteil bereits bei einem pH-Wert von 8 auf über 10 %! In einem natürlichen, organisch stark belasteten Wasser können durchaus Ammoniumwerte von bis zu 10 mg/l auftreten. Bei einem pH-Wert von 7,5 und 20°C liegen dann 0,2 mg/l Ammoniak vor. Im Koiteich können diese Werte höher sein. Übrigens auch dann, wenn das Wasser kristallklar ist. Dies hört sich erst einmal wenig an. Um diesen Wert jedoch richtig einschätzen zu können, sei ein Abstecher in die kommerzielle Fischzucht erlaubt - der Koi ist ja auch ein Karpfen. Dort gelten dauernde Werte von gerade einmal 0,02 mg/l! Darüber liegende Werte wirken sich negativ auf Wachstum und Kondition der Karpfen aus. Natürlich sollten wir das den Koi dann auch nicht zumuten. Zur Messung des Ammoniakgehalts gibt es im Fachhandel zahlreiche Tests. Doch wie die Testergebnisse interpretieren? Nun, besagtes Buch hat dazu merkwürdige Empfehlungen. So werden Sofortmaßnahmen erst ab einem Gehalt von etwa 0,5 mg/l empfohlen. Als Gegenmittel sollen vor allem Wasserwechsel dienen. Dass man damit seine Koi leicht umbringen kann, wird verschwiegen. Nehmen wir an, der pH-Wert liegt bei 7,5, die Temperatur bei 20°C und der Ammoniakgehalt bei 0,4 mg/l. Das entspräche einem Ammoniumgehalt von 20 mg/l (sehr hoch, aber in dicht besetzten Teichen schon vorgekommen). Wird nun ein Teilwasserwechsel mit Leitungswasser durchgeführt, erreichen wir genau das Gegenteil des Gewünschten. Das Leitungswasser hat fast immer einen pH-Wert über 8, manchmal sogar über 9. Würden 30 % des Wassers gewechselt werden, wird sich der pH-Wert wegen der stabilisierenden Inhaltsstoffe dem des Leitungswassers anpassen. Obwohl im Leitungswasser weder Ammonium noch Ammoniak sind, würde durch diese Maßnahme der Ammoniakgehalt steigen, da der pH-Wert steigt und das Gleichgewicht nicht linear ist! Die falsche Maßnahme, die die Koi schwächt und vielleicht tötet. Nitrit als Abbauprodukt des Ammoniums ist ein weiterer Schadstoff. Hier behauptet besagtes Buch, dass für Koi Werte unter 0,3 mg/l relativ unschädlich sind, zumindest in hartem Wasser, in weichem ist die Schadwirkung höher. Auch hier lohnt ein Blick zur professionellen Fischzucht: Grenzwert 0,02 mg/I. Wie bei Ammoniak können bereits Werte unter 1 mg/l tödlich wirken, auch wenn sie kurzfristig überstanden werden. Wieder wird der Teilwasserwechsel als Methode empfohlen. Tatsächlich reduziert man damit aber den Nitritgehalt nicht stark genug. Bei einer Konzentration von 0,4 mg/l und 50 %-igem Wasserwechsel bleiben immer noch 0,2 mg/l übrig, das Zehnfache des Grenzwerts der Profizüchter. Dazu kann es, ohne vorherige Ammonium- und pH-Wert-Messung, zu einer Ammoniakvergiftung kommen (s.o.). Daneben wird eine Filterreinigung empfohlen. Auch dies ist eine unter Umständen ungeeignete Maßnahme, da genau das Gegenteil - steigende Werte - die Folge sein können. Dazu müssen wir uns anschauen, was im Filter ablaufen soll. Im Teichwasser, aber vor allem auf oberflächenreichem Filtermaterial im Filter (Filtermatten, Biobälle, Zeolith u.v.m.) siedeln sich Bakterien an, die Ammonium durch Oxidation erst zu Nitrit und dann zu Nitrat abbauen. Diese Prozesse verbrauchen sehr viel Sauerstoff. Zu wenig Sauerstoff bewirkt, dass der Abbau nicht vollständig ist - Nitrit und Ammonium verbleiben im Filterauslauf. Im Teich kumuliert dies schnell zu höheren Werten. Auch wenn ich bei einer gründlichen Filterreinigung die „guten" Bakterien schädige - diejenigen, die Nitrit zu Nitrat abbauen, siedeln sich langsamer wieder an -, dann erreiche ich genau das Gegenteil: steigende Werte. So darf alles Filtermaterial nicht radikal gewechselt werden, Matten u.ä. sollten lauwarm ausgewaschen werden. Damit komme ich zu den Gegenmaßnahmen. Werden zu hohe Ammonium- oder Nitritwerte gemessen, stimmt etwas Grundsätzliches an meinem Koiteich nicht. ln einem gut funktionierenden Koiteich sind diese beiden Werte unterhalb der Nachweisgrenze der üblichen Tests. Ein wesentliches Problem ist die immer wieder vorzufindende Überbesetzung. Pro Koi sollten etwa 1000 I vorhanden sein, je mehr, desto besser. Der Meister findet sich in der Beschränkung. Nitrit und Ammonium bzw. Ammoniak sollten im Koiteich regelmäßig gemessen werden. Können sie nachgewiesen werden, ist zuerst einmal die Fütterung einzustellen, bevor die Ursache gesucht wird. In warmen Sommerperioden kann z.B. ein zu geringer Sauerstoffgehalt verantwortlich sein. Fontänen oder eine zusätzliche andere Belüftung können schnell helfen. Und keine Angst, wenn die Koi einmal eine Woche nichts zu fressen bekommen, verhungern sie noch nicht. Unbedingt ist der Filter auf Funktionsfähigkeit zu prüfen. Das Wasser vom Filterauslauf muss nahezu frei von Nitrit und Ammonium sein. Ist es das nicht, kann der Filter zu klein, das Filtermaterial zu alt und unwirksam, der Sauerstoffgehalt zu gering oder der Filter schlichtweg verschmutzt sein. Hier kann nur eine genaue Kontrolle und eventuell ein Gespräch mit einem Fachhändler Klärung verschaffen. Ein Wort noch zum Nitratgehalt. Im Gegensatz zu Nitrit und Ammonium darf Nitrat im Leitungswasser mit bis zu 50 mg/l enthalten sein. Gemeinhin gelten Werte bis 100 mg/l als unschädlich. Tatsächlich haben Versuche ergeben, dass selbst Werte bis 1500 mg/l noch keine negative Auswirkung auf die Koi haben, zumindest wenn es sich um mindestens halbwüchsige Exemplare handelt. Solch hohe Werte sind aber unbedingt zu vermeiden. Denn schnell kann ein Teil des Nitrats zu Nitrit reduziert werden (z. B. im Bodengrund oder einer stillen Filterecke). Der Nitratwert braucht aber nur gelegentlich gemessen zu werden und ist weit weniger wichtig für die Gesundheit der Koi als die Beobachtung und Reduzierung von Nitrit und Ammoniak.


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