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Parasiten - Plagegeister im Gartenteich

Fische im Gartenteich werden oft von Parasiten geplagt. Daraus können sich - besonders begünstigt durch hohen Fischbesatz oder mangelhafte Umweltbedingungen - ernsthafte Erkrankungen entwickeln, die nicht selten das Leben unserer Pfleglinge gefährden. Dr. Bretzinger erklärt Ursachen, Hintergründe und Behandlungsmöglichkeiten. ,,Jahrelang hatte ich keine Probleme mit meinen Fischen, doch seit dem Zukauf einiger wunderschöner Shubunkin im Frühjahr starben mittlerweile schon etliche meiner Fische, und nun haben fast alle aufgehört zu fressen. " So oder ähnlich wird oft berichtet, wenn ich zu erkrankten Gartenteichfischen gerufen werde. In vielen Fällen sind auf der Haut oder den Kiemen der Fische sitzende Parasiten am Ausbruch einer Erkrankung beteiligt.

Was ist ein Parasit und wie kommt er in meinen Teich?

Fischparasiten sind schmarotzend lebende Tiere (Krebstierchen, Würmer und Einzeller), die am oder im Fisch leben und sich von Gewebe oder Körpersäften ihres Wirtes, gelegentlich auch von dessen Nahrung ernähren. In der Natur erreichen Parasiten meist nur geringe Befallsraten, da sie sich mit ihrem Wirt, von dessen Wohlergehen sie langfristig abhängen, in einem natürlichen Gleichgewicht befinden. In einem Fluss oder See ist die Ansteckungsgefahr für Fische nicht groß. In diesen natürlichen Gewässern können die Parasiten wegen der geringen Besatzdichte schwerer von Fisch zu Fisch gelangen, und auch das Immunsystem der wild lebenden Fische ist meist stark genug, die übermäßige Vermehrung der Parasiten einzudämmen. Gartenteiche jedoch, und manche Koiteiche insbesondere, sind eher mit einer intensiven Fischhaltung gleichzusetzen, bei der relativ viele Fische auf engem Raum gehalten werden und zudem das Wasser permanent im Kreis gepumpt wird. Sich entwickelnde Parasitenstadien haben unter diesen Bedingungen leichtes Spiel; sie finden mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Fisch. Wenn das Immunsystem der Gartenteichfische außerdem noch durch z.B. für sie neue Umweltbedingungen oder eine nicht ganz optimale Wasserqualität oder Temperatur geschwächt wird, kann es zu einem parasitären Massenbefall kommen, mit der Folge, dass die Fische erkranken. Die meisten Fischparasiten, die im Gartenteich Probleme bereiten (z.B. Haut- und Kiemenwürmer), werden durch direkten Kontakt oder über das Wasser übertragen, typischerweise durch den Neuzugang einiger Fische. Doch auch eine Übertragung durch den Zukauf von Wasserpflanzen aus Becken mit Fischbesatz oder die Übertragung durch Teichzubehör ist möglich, denn mancher Parasit hat sich eine bestimmte Vermehrungsstrategie angeeignet, indem er seine Vermehrungsstadien besonders robust gegen Umwelteinflüsse gemacht hat (z.B. Ichthyophthirius). Eine weitere Möglichkeit, Parasiten in Gartenteiche einzuschleppen, ist der Transport der Plagegeister von einem Teich zum nächsten durch andere Tiere. Von der Karpfenlaus (Argulus) beispielsweise ist zweifelsfrei belegt, dass sie durch den Besuch wildlebender Enten eingeschleppt werden kann.

Welche Parasiten gibt es?

Unter der Vielzahl verschiedener Parasitenarten bei Fischen treten im Gartenteich glücklicherweise nur eine Handvoll möglicher Krankheitserreger in den Vordergrund. Gelegentlich können jedoch auch ausgefallenere Parasitenarten beobachtet werden, stammen doch viele Teichzierfische aus weit entfernten Regionen wie Ostasien oder Israel und können die dort ansässigen Parasiten als blinde Passagiere mit zu uns bringen. Einer der größeren Fischparasiten ist die schon angesprochene Karpfenlaus. Durch Ihre Länge von einigen Millimetern kann sie schon mit bloßem Auge erkannt werden. Im Gartenteich kommt sie seltener vor, richtet aber großen Schaden an, wenn sie einen Fischbestand befallen hat. Haut- und Kiemensaugwürmer (Monogenea) sind bei Goldfisch, Koi und ihren Mitbewohnern weit verbreitet und gefürchtet, da sie einen hakenbewehrten Haftapparat besitzen und mit diesen Haken einen beträchtlichen Schaden bei den Fischen anrichten können, wenngleich sie mikroskopisch klein sind. Oft zu finden und ebenfalls nur mit dem Mikroskop zu erkennen sind die meist nur bei vorgeschädigten Fischen krankmachenden Einzeller (sogenannte Schwächeparasiten) wie Trichodina, Ichthyobodo (Synonym Costia), Chilodonella und Ichthyophthirius. Verschiedene darmbewohnende Würmer und Kokzidien sind bei Gartenteichfischen seltener zu finden.

Woran erkenne ich einen Parasitenbefall meiner Fische?

Wie oben schon angedeutet, muss ein geringer Parasitenbefall nicht sofort zu einer Erkrankung der Fische führen. In gut gepflegten Teichen ohne übermäßig starken Fischbesatz kann deswegen auch ein gewisser Befall der Fische mit Schmarotzern über Jahre hinweg ohne eine wirkliche Erkrankung der Fische einher gehen. Erst bei einer Verschlechterung der Haltungsbedingungen (ungünstige Wasserqualität, Überbesatz durch Nachzuchten bzw. weil die Fische wachsen) oder im Frühjahr (geschwächt durch den langen Winter) treten oft parasitenbedingte Erkrankungen auf, die sich je nach Lokalisation unterschiedlich äußern können. Da wir es im Gartenteich in erster Linie mit auf der Haut und den Kiemen lebenden (sogenannten Ekto-)Parasiten zu tun haben, reichen die Anzeichen von einem veränderten Verhalten der Fische bis hin zu massiven Haut- und Kiemendefekten. Die Fische wirken dann unruhig, schießen im Teich umher und scheuern sich an Gegenständen. Sie springen vermehrt, atmen schneller oder gelegentlich auch nur einseitig (zu erkennen an der Bewegung des Kiemendeckels), stehen oft apathisch flossenklemmend am Grund oder in Oberflächennähe und fressen nur noch wenig. Auf der Haut kann eine vermehrte Schleimbildung in Form weißlich-grauer Beläge beobachtet werden, bei Befall mit Ichthyophthirius weiße, grießkornartige Punkte, und bei Karpfenlausoder Hautwurmbefall treten oft punktförmige bis fleckige bzw. diffuse Hautrötungen auf. Ein Blick unter den Kiemendeckel zeigt helle, umschriebene Bezirke abgestorbenen Gewebes oder auch eine allgemeine Kiemenschwellung und -verschleimung mit hellen Belägen. Gesunde Kiemen dagegen weisen eine durchgehend kräftig rote Färbung auf. Ein eher seltener Befall mit Darmparasiten kann sich durch weißlichen, fädigen Kot sowie Abmagerung der betroffenen Fische äußern. All diese Krankheitsanzeichen der Fische sind jedoch unspezifisch und können auch in ähnlicher Form beispielsweise durch bakterielle Infektionen oder massive Probleme mit der Wasserqualität (pH-Wert, Ammoniak etc.) hervorgerufen werden. Um sicher zu gehen, ob es sich im Einzelfall um einen Parasitenbefall handelt, ist eine mikroskopische Untersuchung von frischen Haut- und Kiemenabstrichen bzw. Kotproben befallener Fische, auch im Hinblick auf eine gezielte Behandlung, unumgänglich. Diese Maßnahmen zur Untersuchung eines Fisches gehören zur Routine in der Praxis eines Fischtierarztes und können bei kleineren Fischen oft ohne Narkose durchgeführt werden. Bei kräftigeren Teichbewohnern wie großen Goldfischen oder Koi ist allerdings auch schon für die Untersuchung eine kurze Ruhigstellung m einem Narkosebad angebracht.

Was ist bei Parasitenbefall zu tun?

Nach einer genauen Diagnosestellung kann gezielt gegen die gefundenen Schmarotzer vorgegangen werden. Bei Befall mit einzelligen Ektoparasiten stehen im Handel wirksame, freiverkäufliche Präparate zur Verfügung (z.B. auf Basis von Formaldehyd und/oder verschiedenen antiparasitär wirkenden Farbstoffen). Bei einem Nachweis von Würmern oder Krebstierchen dagegen wird nach meiner Erfahrung die Anwendung verschreibungspflichtiger Präparate unumgänglich. Die Medikamente zur Parasitenbekämpfung sind ungefähr so vielfältig wie die Parasiten selbst, verschiedene Parasiten reagieren auch unterschiedlich auf Medikamente. Nach der antiparasitären Behandlung kann oft nicht absoluter Parasitenfreiheit der Fische ausgegangen werden, da die Behandlung im Teich mit allen Ecken, Nischen und Pflanzen nicht immer mit Sicherheit alle Fische erreicht. Auch ist eine einmalige Behandlung der Parasiten in der Regel nicht erfolgreich, denn meistens bekämpft das verwendete Mittel nicht alle Parasitenstadien und eine Wiederholungsbehandlung, je nach Wassertemperatur (die Plagegeister vermehren sich z.B. schneller bei warmen Temperaturen) und den zu bekämpfenden Parasiten (verschiedene Parasiten vermehren sich unterschiedlich schnell) ist oft unbedingt erforderlich. Zu beachten ist ganz generell, dass viele Medikamente beispielsweise durch Anwendung von UV-Licht im filter (gegen Schwebalgem) unwirksam gemacht werden oder durch sogenannte Abschäum-, Kohle- oder Sandfilter vorzeitig dem Wasserkreislauf entzogen werden können. Diese allgemein wertvollen, technischen Hilfen sind gegebenenfalls während der Behandlung abzustellen, genauso wie die Fütterung während einer Behandlung sicherheitshalber zu reduzieren ist. Die Parasitenprobtematik ist ein Grund, warum viele Händler von Koi und Goldfischen ihre Tiere in relativ ,,sterilen" Becken ohne viel Einrichtung halten. Unter diesen für die Parasitenbekämpfung optimalen Bedingung kann von einem guten Behandlungserfolg ausgegangen werden und weitgehend parasitenfreie Fische gelangen zum Verkauf. Die Behandlung von kranken Fischen mit Medikamenten alleine führt meistens noch nicht zu einer Gesundung des Bestandes. Gleichzeitig müssen andere mit zur Erkrankung führende Faktoren eliminiert werden um das Immunsystem der Gartenteichfische zu stärken. Eine gute Wasserqualität und eine fischgerechte Haltungsumwelt sind für das Auskurieren von Erkrankungen essentiell.

Wie kann ich einem Parasitenbefall vorbeugen?

Eine absolut sichere Methode der Vorbeugung gibt es nicht. Werden neue Fische (wie oben beschrieben) von seriösen Händlern gekauft, kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass die Fische nicht Träger von Parasiten sind. Zu einer Erkrakung dürfte es in diesen Fällen nicht kommen. Zur Sicherheit wird empfohlen, die Neuzugänge für mindestens drei Wochen in Quarantäne zu halten und vor dem Besatz in den Gartenteich mikroskopisch untersuchen zu lassen. Eine - häufig fälschlich so genannte - Desinfektion der neuen Fische gibt es nicht. Von vorbeugenden Behandlungen sollte abgesehen werden, erst wenn die Fische nach wenigen Tagen der Eingewöhnung kein normales Erscheinungsbild aufweisen, sollte wie oben beschrieben vorgegangen werden. Schließlich bleibt zu erwähnen, dass die Hauptgefahr für Fische, durch Parasiten zu erkranken, im Frühjahr besteht, ihr Ursprung jedoch schon viel früher zu suchen ist und die ideale Zeit der Behandlung der Herbst bei Wassertemperaturen über 100C darstellt.


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