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Das Pfeilkraut im Gartenteich

Das Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia)

Erst im Juni tauchen sie über dem Wasserspiegel auf, die an Pfeilspitzen erinnernden Luftblätter des heimischen Pfeilkrautes, Sagittaria sagittifolia L. Vorher führen diese Pflanzen ein verstecktes Leben am Bodengrund des Teichs. Nicht nur als Wild-, sondern auch als Zuchtform gehört diese Pflanze zum Standardangebot für den Gartenteichbereich und passt in nahezu jeden Teich.
Die zur Familie der Froschlöffelgewächse, Alismataceae, zählende Gattung Sagittaria wurde 1753 vom schwedischen Biologen Linne begründet und zählt weltweit je nach Auffassung 20 bis 30 Arten, die vor allem in der Neuen Welt heimisch sind. Mit der aus dem nördlichen Europa mit der Ausbreitung über Norwegen und Teilen Finnlands bis Ostkarelien (Fennoscandien) stammenden Sagittaria natans Pallas und der weit verbreiteten Sagittaria sagittifolia hat Europa nur zwei Arten zu bieten. Zuweilen werden nicht ausdauernde, oftmals kurzlebige Freilandfunde verschiedener aquaristisch verwendeter Arten gemacht. Diese sind meist nach einiger Zeit wieder verschwunden (temporäre Aufsammlungen). Sie sind ausschließlich durch Menschen verursacht und wohl Auspflanzungen aus Aquarienbeständen. Ähnliche Florenverfälschungen sind aus den Thermalgewässern Ungarns bekannt, in denen kommerzielle Aquarienpflanzenzucht betrieben wird. In Deutschland finden wir nur Sagittaria sagittifolia, wobei die Art über weite Teile Europas und den Westen des asiatischen Festlandes, östlich bis zum Baikalsee, zu finden ist.

Zur Biologie und Systematik des Pfeilkrautes

Sagittaria sagittifolia ist eine ausdauernde (perennierende) Art, gärtnerisch also als Staude zu betrachten. Zwar stirbt der diesjährige Spross nach dem Blühen und Fruchten ab, der Fortbestand ist allerdings durch die an unterirdischen, mehrgliedrigen Ausläufern entstehenden Überwinterungsknospen gesichert. Diese Knospen, auch als Knollen bezeichnet, sind etwa walnussgroß und grünblau gezeichnet. Literaturangaben zufolge sollen sie wegen des hohen Stärkegehaltes auch gegessen worden sein (Bruch- Eicheln). Sie treiben im Frühjahr am Vegetationskegel der Knolle aus und entwickeln ein Internodium (terminales Internodium, s. Glossar), das, am Ende im Substrat verankert, in geeigneter Tiefe den diesjährigen Austrieb bildet. Im Jugendstadium werden zuerst bandförmige, im Teich oft übersehene Unterwasserblätter gebildet, die als Primärblätter anzusehen sind. In der Regel werden diese Blätter 0,3 bis 1,5 cm, im Extremfall bis 3 cm breit und zwischen 10 und 80 cm lang. Bei der Flutform kann die Blattlänge bei 250 cm liegen. Bald darauf folgen langgestielte Übergangsblätter mit teils untergetauchten, schwimmenden ovalen bis pfeilförmigen Blattspreiten von relativ weicher Substanz. In der Hauptblütezeit, die im Juni und Juli liegt, werden neben den Schwimmblättern die typischen, pfeilförmigen, variabel breiten bis extrem schmalen Luftblätter über den Wasserspiegel gehoben. Diese Blätter sind mit luftführendem Gewebe (Aerenchym) durchzogen, um die Sauerstoffversorgung der im meist sauerstofffreien Bodengrund liegenden Wurzeln zu gewährleisten. Die Blütenstände sind in der Regel einhäusig getrenntgeschlechtlich, dies bedeutet dass sich männliche und weibliche Blüten an einem Blutenstand befinden, jedoch nie oder selten beide Blütenorgane in einer Blüte vereint sind. Im unteren Abschnitt des aus mehreren Quirlen bestehenden, meist unverzweigten Blütenstandes befinden sich die weiblichen, zuerst öffnenden Blüten, im Gipfelteil der bis 100 Zentimeter hohen Infloreszenz öffnen später die männlichen Blüten. Selten sind im unteren Abschnitt zwittrige Blüten anzutreffen, ebenso selten findet man rein männliche Pflanzen. Der Blütendurchmesser der dreizähligen Krone liegt bei 1,5 bis 2 cm. Die Kronblätter sind weiß mit einem mehr oder weniger ausgeprägten violetten Basalfleck. Die Staubblätter sind dunkelviolett. Die zahlreichen langgeschnabelten, flachovalen Früchte (Nüsschen) bilden in der Reife eine bis 1,8 cm breite Sammelfrucht. Wie von vielen Gartenpflanzen wird auch von Sagittaria sagittifolia eine Sorte „Plena" angeboten, bei der die Blüte gefüllt, d.h. mit vielen, ballartig zusammenstehenden Kronblättern blüht. Bei der gefülltblütigen Form geistern aber noch verschiedene andere Namen durch die Literatur. So findet man Sagittaria trifolia „Plena", die als ein Synonym zu S. sagittifolia aufzufassen ist, aber auch Sagittaria latifolia „ Plena" sowie gefüllte Sagittaria sagittifolia in beiden Formen ohne genaue Sortennamen. Es ist Ansichtssache, ob man derartige Pflanzen schön findet oder nicht, ich favorisiere in den meisten Fällen die einfacheren, schlichten Blüten.
Häufig wurde im Fachhandel ein Pfeilkraut mit der Bezeichnung „Sagittaria japonica" angeboten. Als „Sagittaria japonica" oder Japanisches Pfeilkraut wird jedoch nicht einheitlich eine Sippe bezeichnet, sondern der Name wird sowohl für Sagittaria sagittifolia ssp. leucopetala (Miquel) Hartog als auch für Sagittaria latifolia Willd. verwendet. Auch hinsichtlich der systematischen Einordnung haben sich die Auffassungen geändert. Wendt betrachtete die botanischen Bezeichnungen (Taxa) leucocephala und auch sagittifolia als Varietäten (var.). Heutige Autoren (Casper/Krausch, Schuster) belegen sie als Unterarten (Subspecies = ssp). Mühlberg (mdl. Mitteilung) neigt dazu, Sagittaria sagittifolia var. leucocephala als eigene Art anzusprechen. Die aus dem südlichen Asien stammende Sagittaria sagittifolia var. leucocephala besitzt, wie auch Sagittaria latifolia, gelbe Staubbeutel (Antheren), auf den Kronblättern fehlt der violette Basalfleck. Die Staubbeutel von Sagittaria latifolia sind immer gelb. Die Art besitzt weiße Blüten und hat durchweg größere Blätter als Sagittaria sagittifolia. Die Vermehrung erfolgt ausschließlich vegetativ über die unterirdischen Überwinterungsorgane, da von der Art nur männliche Pflanzen bekannt sind. Die Knollen sind im Gegensatz zu Sagittaria sagittifolia rosa-blau gefärbt. Je nach Standortbedingungen sind von der Art Sagittaria sagittifolia unterschiedliche Wuchsformen bekannt. Besonders in etwas rascher fließenden Gewässern werden Varianten ohne Luftblätter gebildet. Eine Form hat dabei flutende ovale bis pfeilförmige, die andere rein bandförmige Wasserblätter. Die dazu in der Literatur auftauchenden Namen Sagittaria sagittifolia f. natans und f. vallisneriifolia (f = forma, dt. Form) besitzen allerdings keinen systematischen Wert.

Ökologie des Pfeilkrautes

Das Pfeilkraut hat eine hohe ökologische Amplitude (euryöke Art, s. Glossar) und kann damit unterschiedlichste, mitunter hoch nährstoffbelastete Umweltbedingungen ertragen. Diese Pflanze ist eine Art des Ufersaumes langsam fließender oder stehender Gewässer. Sie kann zuweilen in ausgedehnten Dominanzbeständen auftreten. Besonders Fischteiche, die regelmäßig zu Saisonende abgelassen werden, bieten mit ihren ausgedehnten Schlammbänken idealen Besiedlungsgrund und können mit ihrem wechselnden Wasserstand zu den Typusstandorten gerechnet werden. Als Bewohner von Gewässern mit mittleren oder höheren Nährstoffbelastungen (meso- bis eutrophe Gewässer) ist das Pfeilkraut Bestandteil vieler Biotoptypen und Pflanzengesellschaften. So findet man die Art im artenarmen Pfeilkraut- Röhricht, dem Sagittario-Sparganietum-emersi, einer sehr verbreiteten Pflanzengesellschaft langsam fließender Tieflandflüsse und Bäche gemeinsam mit dem Einfachen Igelkolben Sparganium emersum, aber auch der Schwanenblume Butomus umbellatus. Vereinzelt tritt Sagittaria sagittifolia im Schwanenblumen-Röhricht Butometum umbellati auf. Diese Pflanzengesellschaften sind meist höheren Ufergesellschaften und Hochstaudenfluren vorgelagert, oft auch nicht leicht zu erkennen, da ineinander übergehend. Obwohl die bandförmige Ausbildung des Pfeilkrautes (Sagittaria sagittifolia f. vallisneriifolia) selten zu finden ist, gibt es eine eigene rheobionte Pflanzengesellschaft, das heißt eine Pflanzengemeinschaft, die so nur in Fließgewässern vorkommt und nahezu nur aus dieser Form besteht, die Sagittaria vallisneriifolia-Gesellschaft.

Das Pfeilkraut ist eine wertvolle Art im Wassergarten

Gartenteiche sollten im Flachwasserbereich mit in Wuchsform und Blütezeit unterschiedlichsten, möglichst kompakt wachsenden oder sich nur schwach ausbreitenden Arten besetzt werden. Man kann nicht häufig genug auf die Vitalität besonders heimischer Wildpflanzen und auf die sich daraus ergebende Zurückhaltung bei der Verwendung solche Arten hinweisen, wie schön sie auch immer sein mögen. Natürliche Pflanzengesellschaften mit ihrem scheinbar ausgeglichenen Artenbestand unterliegen fortwährender Veränderung und sind daher nie auf einen künstlichen Biotop projezierbar. Als Beispiel soll hier nur die bereits erwähnte sehr attraktive Pflanzengesellschaft, das Sagittario sparganietum emersi (Pfeilkraut-Röhricht), dienen, das als Kennart dieser Gesellschaft auf Grund seines immensen Ausbreitungsdranges bald den gesamten Flachwasserbereich besiedelt haben würde, und nach zwei bis drei Jahren wären im Igelkolbendickicht nur noch vereinzelte Exemplare des Pfeilkrautes zu finden. Als günstiger, da im Wuchsverhalten deutlich zurückhaltender, erweist sich längerfristig die Blumenbinse Butomus umbellatus als Begleitpflanze. Beide Arten dürfen direkt in das Bodensubstrat gepflanzt werden, und ein korrigierender Eingriff wird erst nach Jahren erforderlich. Wie im Staudengarten allgemein üblich, ist es bei Sagittaria gleichfalls zu empfehlen, mehrere Pflanzen zu einer größeren Gruppe zusammenzufassen. Einerseits ist damit ein schnellerer Bestandsschluss gewährleistet, andererseits muss man auf den dekorativen Blüheffekt großflächiger Pflanzengruppen nicht erst lange warten. Welche der beiden Unterarten für die Teichgestaltung gewählt wird, ist eigentlich nur eine Geschmacksfrage. Vermischen sollte man beide Formen möglichst nicht, da die Pflanzung sonst unruhig wirkt und eine der anderen die Wirkung nimmt. In größeren Anlagen dürfen naturgemäß mehr Formen Verwendung finden, da die räumliche Trennung andere Dimensionen eröffnet. Ein versuch die Pflanzen anzusiedeln lohnt immer, da die Form der Emersblätter wirkungsvoll von allen anderen Teichpflanzen absticht.


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