Sauergräser zur Gestaltung des Gartenteichs
Die Süßgräser, Poaceae, werden oft auch einfach als Gräser bezeichnet. Neben den in Heft 3-2005 vorgestellten Pflanzen gehören dazu auch die Getreidepflanzen wie Weizen und Reis, aber auch der Bambus. Insgesamt sind es etwa 10.000 Arten in mehr als 700 Gattungen. Dagegen befinden sich bei den Sauergräsern, Cyperaceae, sehr viele Arten, die auf nassem Boden wachsen und daher sehr gut für die Pflege am Teichrand oder im flacheren Teichbereich geeignet sind. Die Sauergräser sind mit etwa 4350 Arten in knapp 100 Gattungen trotzdem nicht so artenreich wie die Süßgräser. Unter den Sauergräsern finden wir einige sehr schöne, Horst bildende Formen, die in Teichnähe den frischen Uferrand besiedeln. Besondere Bedeutung hat dabei die Gattung Carex. Die Riesensegge, Carex pendula, als Großsegge mit einer Wuchshöhe von über einem Meter ist eine ideale Übergangspflanze, um die Verbindung zum Staudengarten zu knüpfen. Auch Carex grayi, die Morgensternsegge, mit ihren interessanten Fruchtständen bietet sich geradezu an. ln Carex muskingumensis, der Palmwedelsegge, finden wir eine recht ungewöhnliche Art dieser Pflanzenfamilie. Die aufrechten, bis 60 Zentimeter hohen Halme sind von der Basis an belaubt. Langsamwüchsig und dichthorstig ist die Art eine auffallende Teichrandbegrünung. Sie bevorzugt feuchte bis nasse Standorte und ist damit auch für das wasserbeeinflusste Ufer geeignet. Ebenso ist die Zyperngrassegge, Carex pseudocyperus, für die Teichgestaltung unverzichtbar. Auch die Schwarzschopfsegge, Carex appropinquata, und die Rispensegge, Carex paniculata, bilden Horste und können am Teichrand verwendet werden. Hier, wie bei den Süßgräsern, muss man sich vor jeglicher Art von Ausläufer treibenden Sippen hüten, um kein gärtnerisches Fiasko zu erleben. Sparsam eingesetzt, bieten grasartige Pflanzen mit ihren eleganten Blattschöpfen herrliche Kontraste zu breitblättrigen Pflanzen, vor allem zu Seerosen, zudem, wenn sie sich im Wasser spiegeln. Trotz ihrer Ausläuferbildung erweist sich die Nadelsimse, Eleocharis acicularis, als ausgezeichnete Art für alle Bereiche des Teiches. Im tieferen Wasser bis 30 cm lange Halme bildend, wächst sie ans feuchte Ufer und wird im Sumpfbereich nicht höher als 10 cm. Hier erscheinen auch die unscheinbaren, endständigen Blütenstände. Trotz intensiver Ausläuferbildung wird die Nadelsimse aber nie lästig.
„Sonnengräser“ und andere Farbakzente am Teichrand
Von manchen der vorgenannten Gräser, Sauergräser und Simsen gibt es weiß oder gelb panaschierte Sorten, aber auch rein goldgelb belaubte Formen, die meist auch Sorten sind. Nun kann man panaschierten und buntlaubigen Gräsern gegenüber eine zurückhaltende Haltung einnehmen und unbestritten können manche in der Verwendung etwas problematisch werden; sie haben aber alle ihren Platz in der Gartengestaltung gefunden. Je mehr Gelb diese Formen in ihren Blättern haben, umso lichter wirken sie und ich neige dazu, sie ihrer auffallend aufhellenden Wirkung halber ,,Sonnengräser" zu nennen. Dies nicht deswegen, weil sie besonders viel Sonne benötigen, sondern weil sie auch bei trüben Wetter einfallendes Sonnenlicht vortäuschen. Allzu viele dieser auffallend farbigen Sorten, die auf mich einen besonderen Reiz ausüben, gibt es nicht und manche Formen wirken eher unscheinbar. Im zeitigen Frühjahr macht em später nicht mehr so bestechendes Gras auf sich aufmerksam. Satt goldgelb mit warmen Schimmer leuchtet das Flattergras, Milium effusum ,Aureum', wie ein Sonnenfleck aus dem noch zurückhaltenden Grün des Gehölzrands. Später im Jahr wirkt es eher dünn, stört aber die dann dominierende Umgebungspflanzung nicht. Hier und da versamt sich diese Sorte, wird aber nie lästig. Auffallend und massiv, trotz der Feinheit ihrer Halme, setzen die überhängenden Horste der goldgelb gestreiften Form des Japan-Waldgrases, Hakonechloa macra ,Aureola’, deutliche Akzente. Mit weichem Laubfall und der betont warmen Ausstrahlung des Grases werden harte Konturen aufgelöst oder gemildert. Ob als Wegbegleiter, an Treppenwangen oder über Mauern herabhängend, überall kann diese Sorte verwendet werden und vermittelt eine Note des Besonderen und Wertvollen. Ebenso schön, aber sehr selten ist die Sorte ,All Gold' mit rein goldgelben Blättern. Beide Sorten und auch die Art sind in Mitteleuropa absolut frosthart; sie bevorzugen frischen Boden und leichte Beschattung. Am Ufer größerer Teiche kann man bedenkenlos zu höheren Gräsern greifen. Eines, das massive, nur mit Spezialspaten oder Axt teilbare Rhizomhaufen bildet, ist das Goldleistengras, Spartina pectinata ,Variegata', das meist unter der alten Sortenbezeichnung ,Aureomarginata' gelistet ist. Zwar treibt die Pflanze Ausläufer und sollte deshalb mit Rhizomsperren eingedämmt werden, verdient aber dennoch einen Kulturversuch. Der optisch weiche Laubwurf dieses an sich scharfkantigen und harten Grases wirkt am Teichufer sehr dekorativ. Die Blütenstände sind eher unspektakulär. Bei stärkerer Beschattung verblasst die attraktive, gelbe Streifung. Da es aber schier unverwüstlich ist, kann es zur Begrünung schwer erreichbarer Uferabschnitte dienen. Überdies hat es eine schön rostbraune Herbstfärbung. Mit Miscanthus ,Goldfeder’ ist auch eine goldgelb gestreifte Sorte des China-schilfs entstanden. Seine Panaschierung ist bei weitem nicht so aufregend wie die der weißbunten Sorten, Variegata' oder ,Cosmopolitan`, es lässt sich jedoch gut in größere Gräserpflanzungen eingliedern. Viele der mehr oder wenig auffällig gestreiften Carex-Sorten sind hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit sehr differenziert zu betrachten. Da sie meist wintergrün sind, leiden sie in besonders kalten, vor allem aber auch nassen Wintern und sehen bis zum Neuaustrieb etwas unschön aus. Aber auch dies ist von Region zu Region, ja sogar je nach Pflanzort im Garten sehr unterschiedlich. Sehr verlässlich sind dagegen die sommergrünen Arten und Sorten, deren Laub über Winter abstirbt und die frisch und ausgeputzt jedes Frühjahr schöner werden. Eine der schönsten Sorten mit erheblicher ökologischer Toleranz ist die goldgelbe Straffe Goldsegge, Carex elata ,Bowles Golden', die sowohl im Wasser, in der staunassen Uferregion, ja sogar in frisch-humosem Gartenboden ausgezeichnet wächst. Neben ihrer typischen, horstigen Wuchsform bringt sie die Farbe Gelb in die Pflanzung und wirkt deshalb auch bei trübem Wetter sehr licht. Die Sorte wird in der englischsprachigen Literatur häufig als ,Aurea' benannt, diese ist wohl aber identisch mit,Bowles Golden`. Obwohl ich sie bislang noch nicht pflegen konnte, scheint die Sorte Carex pendula ,Moonraker' mit auffallend goldgelben, grün gerandeten Blättern einen Kulturversuch wert. Obwohl die Riesensegge, Carex pendula, nicht absolut winterhart ist (bis minus 12 °C), scheint der Horst sich mit seinen Blattmassen ausreichend selbst zu schützen und übersteht meist auch tiefere Temperaturen. Auch die bereits erwähnte Palmwedelsegge hat einige, auch goldgelb panaschierte, Formen hervorgebracht.
Hainsimsen
Die Arten der Gattung Luzula sind keine eigentlichen Gräser und gehören zu den Juncaceen, den Hainsimsen. Trotzdem lässt es ihr Habitus zu, sie im Zusammenhang mit Gräsern und Sauergräsern zu nennen. Auch eine Verwendung an Teichufer ist nicht unbedingt sinnvoll. Im Bereich des lichten Schattens am Gehölzrand in Teichnähe sind die Pflanzen aber gut einsetzbar. Eine sicher auch über den Sommer goldfarbene Sorte ist dabei Luzula sylvatica ,Wintergold'. Günstig ist eine Pflanzung in mulchigen Böden mit leichter Beschattung, wo die Sorte durch ihre auffallend goldgelbe Färbung dekorativ ist.
Weitere Gräser
Dass es unter den Stauden Sorten gibt, die farbiges Laub besitzen, ist längst nichts Besonderes mehr. Farbgärten leben zum nicht unwesentlichen Teil davon und Zeichnung und Färbung des Laubes sind wichtiger als ihre Blüten. Selbst eine so profane Art wie der Breitwegerich, Plantago major, bringt eine purpurfarbene Form mit der Sortenbezeichnung ,Atropurpurea' hervor.´Das intensiv rotlaubige, leider wenig winterharte Gras Imperata cylindrica ,Red Baron' und auch die Rutenhirsesorten Panicum virgatum ,Rotstrahlbusch' und ,Shenandoah' werden schon relativ häufig kultiviert. Dass es aber noch andere, ganzjährig rötlich gefärbte Sauergräser gibt, ist weniger bekannt. Die Gattung Carex besitzt mit den neuseeländischen Carex buchananii, der Fuchsroten Segge, und den bronzelaubigen Carex comans-Formen wie ,Bronce Form' zwei Horst bildende Sorten, deren Laub verblüffende Aspekte in die Gärten zaubert. Dass flüchtige Betrachter oft fragen, warum ich dieses vertrocknete Zeug noch nicht wegwerfe, erwarte ich schon fast. Erst bei genauerer Betrachtung offenbart diese Pflanzengruppe den ihr eigenen Reiz. In Kombination mit goldgrün panaschierten Stauden, bei mir ist es Salvia officinalis Icterina', werden verblüffende Wirkungen erzielt. Es ist wichtig, den einzelnen Pflanzen etwas Platz zu lassen, denn die schopfigen Horste der Carex comans-Formen können beachtliche Flächen benötigen. Fasse ich meine Erfahrungen in der Verwendung von Gräsern in all ihrer Vielfalt zusammen, komme ich zum Schluss, dass es gerade diese Pflanzen sind, die unaufdringlich, teils zart und fast zaghaft, teils majestätisch und bestimmend, zwischen der überwältigenden Blütenfülle des Stauden- und damit auch Wassergartens vermitteln. Ein Garten ohne die anmutigen Gestalten der Gräser ist für mich unvorstellbar geworden. Eine richtige Auswahl geeigneter Gräser für den eigenen Wassergarten setzt jedoch voraus, dass man sie kennen lernt, sei es aus der Literatur, durch den Besuch einschlägiger Spezialgärtnereien oder auch den Besuch offener Gärten.