Bunte Bachbegleiter am Gartenteich
Wer kennt nicht den Zauber eines wilden Gebirgsbaches oder eines klaren Bächleins, das sich leise murmelnd durch Wiesen und Auen schlängelt. Ein kleiner Bach oder Wasserfall erfreut nicht nur das Auge, sondern er sorgt auch an heißen Sommertagen für Abkühlung und verbessert das Gartenklima. Kombiniert mit einem Gartenteich, bringt das lebendige Wasser eine zusätzliche Sauerstoffanreicherung, die den Pflanzen und Tieren zugute kommt. Es ist nicht schwer, diese Bäche - sozusagen im Miniformat - nach dem Vorbild der Natur im eigenen Garten anzulegen. Schon vor dem Anlegen eines Bachlaufs sollte geklärt werden, welcher Art das kleine Gewässer sein soll. Hier hängt es von den gegebenen Möglichkeiten im Gartengelände ab, wie der Bach am besten zur Wirkung kommt. Ganz wichtig ist eine charakteristische Randbepflanzung, die zum Bachtyp passt oder diesen zumindest unterstreicht. Der Rand eines gemütlich dahinfließenden Wiesenbaches zeigt eine andere Flora als ein rauschender Gebirgsbach. Damit der künstliche Bach so natürlich wie möglich wirkt, sollte man Stilbrüche wie das Anpflanzen von Rosen, Nelken und Dahlien vermeiden. Diese Pflanzen sind eher für trockenere Standorte geeignet. Außerdem benötigen sie Dünger, der am Bachrand keinesfalls eingesetzt werden darf. Er würde mit dem Bachwasser in den Gartenteich gespült, und eine Überdüngung könnte dort zu großen Problemen führen. Leider geschieht dies immer wieder, und der ehemals glasklare Teich schockiert seine Betrachter dann eines Tages mit einer grünen, undurchsichtigen Brühe.
Die Randbepflanzung entscheidet
Je nachdem, ob ein rauschender Gebirgsbach angelegt worden ist, der mittels einer starken Pumpe in die Tiefe rauscht, oder ein gemächlich dahin fließender Wiesenbach, immer wird die Randbepflanzung sozusagen das „Tüpfelchen auf dem i" sein, damit der Bach seine volle Wirkung entfalten kann. Im schattigen Bereich des Gartens wird ein Waldbach sehr natürlich wirken, vorausgesetzt, er wird von jenen Randpflanzen begleitet, die auch in freier Natur dort ihren Lebensraum finden. An seinem Ufer findet man Pflanzen, die von der Sonne nicht viel wissen wollen. Sie gedeihen am besten im Halbschatten oder Schatten, und viele von ihnen sind sehr wuchsfreudig. Anders der Wiesenbach. An seinen Rändern wachsen viele Arten bunt blühender Pflanzen, die ihre herrlichen Farben am besten in der Sonne entfalten. Hier sollten Wiesenprimeln (Primula veris) nicht fehlen und gemeinsam mit Sumpfdotterblumen (Caltha palustris) den Frühling einläuten.
Der Kapillareffekt
Vor der Gestaltung des Bachrandes sollte ein Probelauf gemacht werden. Hier sieht man dann genau, ob noch etwas korrigiert werden muss. Eventuell muss hier und da die Fließrichtung durch anders verlegte Steine etwas verändert werden oder das Wasser staut sich an einer Stelle zu stark. Erst wenn alle Änderungen vorgenommen worden sind und das Wasser so fließt, wie man es sich wünscht, kann man dem Bach sozusagen „den letzten Schliff" geben und den Rand gestalten. Bei einem erstmalig gefluteten Bach kann es zu einem auffälligen Wasserverlust kommen. Dieser resultiert daraus, dass sich die Erde in den Pflanzkörben, die sich im Bachbett befinden, und auch die zur Dekoration verwendeten Baumwurzeln und andere natürliche Materialien zunächst mit Wasser vollsaugen. Falls das Bachbett mittels einer Teichfolie angelegt worden ist, sollten stark wuchernde Pflanzen nicht in die Nähe des Bachrandes gesetzt werden. Anderenfalls könnten sie die Folie unterwandern. Wenn das Bachbett - wie es meist üblich ist - mit Folie ausgelegt worden ist, richtet sich die Randbepflanzung danach, ob eine Kapillarsperre vorgenommen wurde oder nicht. Eine Kapillarsperre wird gebildet, indem die Ränder der Folie gerade nach oben stehen. Dadurch wird vermieden, dass das umliegende Erdreich dem Bach Wasser entzieht. Durch feinste Durchlässe im Erdreich wandert das Wasser nämlich entgegen der normalen Fließrichtung, also auch bergauf. Das ist der so genannte Kapillareffekt. Außerdem würden die dort befindlichen Pflanzen schnell ihre Wurzeln in das Wasser schicken und von dort einen Teil ihrer lebensnotwendigen Flüssigkeit holen. Falls die Folie tiefer als das sie umgebende Erdreich eingelegt worden ist, wird das Erdreich durch die Kapillarwirkung von der Feuchtigkeit des Baches profitieren. Der Boden nimmt automatisch Wasser auf, und man kann eine feuchte Wiese mit den entsprechenden Pflanzen anlegen. Allerdings ist der Wasserverlust durch Versickerung und Verdunstung erheblich und man muss bei Bedarf ausgleichen. Die Gestaltung eines Gebirgsbaches bietet sich geradezu an, wenn das Grundstück oder ein Teil desselben an einem Hang liegt. Durch das stark fließende Wasser eines nachgebildeten Gebirgsbaches ist aber eine üppige Bepflanzung nicht möglich. Hier wird sich jedoch zwischen den meist feuchten Steinen des Bachrandes durch Samenflug und Sporen eine eigene, aber auch sehr interessante Flora entwickeln. Ein kleiner Holzsteg über den Bach, harmonisch eingefügt zwischen den buntblühenden Randpflanzen, zeigt eine besondere Wirkung. Auch eine Holzbrücke, die man gar nicht selbst zimmern muss, sondern vorgefertigt kaufen kann, ist eine schöne Bereicherung für die Bachregion. Vielleicht bastelt der Opa für seine Enkel ein Mini-Mühlrad, das durch das Bachwasser angetrieben wird und den Kindern viel Freude bereitet.
Auf den richtigen Standort kommt es an
Für schattige Bereiche eignen sich besonders Moose und Farne. Primeln, Anemonen und Irisarten sorgen dafür, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht. Sumpfdotterblumen sind die ersten Frühlingsboten. Das blaue Vergissmeinnicht, das zarte Wiesenschaumkraut, blau, rot oder weiß blühender Günsel und der gelbe Frauenmantel dürfen nicht fehlen. Bachnelkenwurz mit rötlichgelben Blütenglocken und die seltene Götterblume mit ihren rotvioletten Blüten, die an Alpenveilchen erinnern, sorgen für fröhliche Farbtupfer.
Dekorative Frühjahrsblüher
Im erweiterten Randbereich finde Schneeglöckchen, Blausternchen, Traubenhyazinthen und andere kleine Zwiebelblumen ihren Platz. Damit künftig alles schön grünt und blüht, müssen die Standortansprüche der einzelnen Pflanzen berücksichtigt werden.
Farne und ihre Blütennachbarn
Seit mehr als 40 Millionen Jahre wachsen Farne auf unserer Erde. Sie bringen etwas Ruhe in den bunten Blütenreigen des Sommers. Allerdings mögen die meisten Arten einen halbschattigen bis schattigen Platz. Viele Arten entwickeln ihre volle Pracht in Wassernähe und sie bilden am Teich, Tümpel oder Bach attraktive Blickpunkte. Selbst im Herbst und Winter sind sie - überzogen mit Raureif - noch besonders reizvoll.
Farne fühlen sich unter Bäumen und hohen Büschen wohl, denn dort finden sie am meisten Schatten. Allerdings mögen sie nicht, wenn sie von anderen Pflanzen überwachsen werden. Bei breit wachsenden Büschen sollten sie daher immer mit gebührendem Abstand angepflanzt werden. Im Halbschatten vor Hintergrundgehölzen kann der Rippenfarn (Blechnum spicant) den Bachrand zieren. Seine immergrünen Wedel werden 30-40 cm hoch, und in sauer-humosem Boden fühlt er sich besonders wohl. Daher ist er auch in der Nähe von Rhododendren gut platziert. Dichte Trupps von eleganter Wuchserscheinung bildet der 60-100 cm hohe Goldschuppenfarn (Dryopteris affinis). Er bewohnt feuchte Laubwälder und ist daher gut als Begleiter eines Waldbaches geeignet. Notwendig ist ein humoser Boden ohne Staunässe. Der Frauenfarn (Athyrium filix-femina) ist wohl einer der verbreitetsten Farne. Unempfindlich und anpassungsfähig passt er in fast jeden Garten. Er ist ein Allerweltsfarn, der sich auch noch an sonnigen Plätzen mehr oder weniger aufrecht entwickelt. Er bildet schöne, hellgrüne Wedel, die eine Höhe von 100 cm erreichen können. Der Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium) mit seinen lederartigen, immergrünen und glänzenden Wedeln gehört zu den wertvollsten Farngestalten in unseren Gärten. In Staudengärtnereien erhält man etliche, in den Wedeln variierende Formen dieses schönen Gewächses. Der edle Farn nimmt mit fast jedem normalen, frischen Gartenboden vorlieb. Allerdings mag er keine zugigen Stellen. Mit einer Höhe von etwa 40 cm bringt er eine schöne Wirkung mit Herbstanemonen, Zwergsilberkerzen und kleineren Astilbe-Sorten im Hintergrund. Eine besondere Zierde am Wasser ist der Straußenfarn, auch Trichterfarn (Matteuccia struthiopteris) genannt. An feuchten Standorten im Halbschatten kann er leicht Meterhöhe übersteigen. Allerdings wuchert er auch durch unterirdische Ausläufer. Daher ist er nur für den erweiterten Randbereich des Bachlaufes und für Stellen, die schnell verdeckt werden sollen, geeignet. Durch seine hellgrünen, einen Trichter bildenden Wedel ist er ein sehr schmückendes Gewächs. Wie der Name schon sagt, ist der Sumpffarn (Thelypteris palustris) ein Wasser liebendes Gewächs. Er verträgt selbst noch eine Wassertiefe von 20 cm. Obwohl eine Schattenpflanze, kann ihm dort auch volle Sonne wenig anhaben. Er breitet sich mit seinen lockeren 30-40 cm hohen Wedeln rasch aus und wirkt sehr schön durch seine hellgrüne Farbe.
Weitere Bachbegleiter
Abgesehen von Farnen, die vorwiegend einen Platz im Halbschatten oder Schatten mögen, gibt es noch etliche andere Bachbegleiter, die sich in der vollen Sonne nicht wohlfühlen. Hierzu gehört der Gelbe Lerchensporn (Corydalis lutea), der sich auf kiesigen, steinigen Flächen mit guter Wasserdurchlässigkeit willig ausbreitet. Von Mai bis September zeigen sich seine etwa 40 cm hohen, goldgelben Blütentrauben. Bei passendem Standort vermehrt er sich durch Selbstaussat, und in feuchten Steinspalten am Bach zeigen sich bald neue Pflänzchen. Der bis zu 60 cm hoho und duftende Salomonsiegel (Polygonatum odoratum) lässt sich auch gut im Halbschatten ansiedeln. Von Mai bis Juni hängen seine weißen Blüten wie Glöckchen in den Blattachseln. Natürlich dürfen auch die in vielen Farben leuchtenden Primeln und Akeleien nicht fehlen. Aber nicht nur vom FrühIing bis zum Herbst finden Blumenfreunde an ihrem Bach und dessen Umgebung bei geeigneter Bepflanzung eine große Vielfalt schöner Gewächse, denn selbst von November bis in den April hinein zeigt die Christrose (Helleborus niger) ihre Schalenblüten, und auch die immergrüne Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) sorgt mit ihren kugeIigen Blütenglocken für eine stimmungsvolle Winterlandschaft. So wird ein Bachlauf schnell zum attraktiven, belebenden Anziehungspunkt im Wassergartenbereich.