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Paris steht bei mir am Gartenteich!

Als Landschaftsplaner bekomme ich oft Anfragen, wie man schattige Standorte bepflanzen kann. Die Auswahl möglicher Pflanzenarten ist recht gering, für schattige Feuchtstandorte am Gartenteich wird die Auswahl noch kleiner. Wenn es dann auch noch einheimische Pflanzen sein sollen, kommt man oft schon ins Grübeln. Deshalb will ich hier meinen Favoriten für schattige Standorte am Gartenteich in Wort und Bild vorstellen: Paris quadrifolia - die Vierblättrige Einbeere.

Ein unscheinbarer Waldbewohner

Zwischen den Blättern von Schattenblümchen, Vielblütigem Weißwurz, Waldengelswurz und einigen Farnblättern fällt im April bis Juni eine einheimische Lilienart dem Spaziergänger im Au- oder Laubmischwald der nördlichen Voralpen oder der Mittelgebirge oft nicht auf. Eine leuchtende, große Blüte, wie sie die Lilienverwandtschaft meist besitzt, fehlt ihr. Die ca. 4 cm Durchmesser erreichende Blüte besitzt 6-12 sehr dünne, grünlich-gelbe Blütenblätter, 6-10 verlängerte Staubfäden und einen blau-schwarzen Fruchtknoten. Erst beim zweiten Hinsehen, oder wenn die Pflanzen in kleinen Gruppen relativ dicht stehen, entdeckt man die markanten, quirlartig angeordneten Blätter. Vier Blätter sind die Regel, jedoch finden sich auch oft Pflanzen mit drei, fünf oder gar sechs Blättern auf halber Höhe des Pflanzenstieles. Erst viel später - im Juli/August - zeigt die Vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia) ihre etwa kirschgroße Frucht. Dies ist eine einzelne violett- schwarze Beere, die hoch über den Blättern an der Spitze des Stiels steht.

Standort & Vergesellschaftung

Meine Pflanzen fand ich vor acht Jahren in einer norddeutschen Spezialgärtnerei für Wasser- und Sumpfpflanzen. Danach habe ich diese Pflanze nicht wieder im Angebot gesehen. Der Pflanzstandort sollte locker, humus- und nährstoffreich sowie feucht bis frisch (nie nass) sein und im Schatten überhängender Bäume (Weiden, Birken) und Sträucher (Hasel, Schneeball) liegen. Eine geringe Auflage von Laubstreu im Frühjahr verhindert den Aufwuchs von Gräsern. Kalkböden werden offenbar bevorzugt besiedelt, jedoch fand ich die Pflanzen auch schon auf leicht sauren Sumpfwaldböden. Die Pflanzen vermehren sich über waagerecht kriechenden Rhizome und die von Vögeln verbreiteten Beerenfrüchte. Sie zählen zu den Mykorrhizapflanzen, d.h. sie leben im Wurzelbereich in Symbiose mit bestimmten Pilzen, welche die Funktion des Feinwurzelsystems der Pflanze übernehmen. Deshalb ist ein Verpflanzen oft nur mit einem größeren Wurzelballen erfolgreich. Die Pflanzen werden insgesamt ca. 10 bis 40 cm hoch.
Für die naturnahe Vergesellschaftung mit Paris quadrifolia eignen sich Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Schattenblümchen (Meianthemum bifolium), Lungenkraut (Pulmonaria officinalis oder P.obscura), Waldmeister (Gallium odoratum), Barlach (Allium ursinum), Polster des Waldsauerklees (Oxalis acetrosella) und locker stehende Farne wie der Buchenfarn (Phegopteris connectilis), Gewöhnlicher Dornfarn (Dryopteris carthusiana) sowie Straußenfarn (Matteuccia struthiopteris). Achtung: Paris quadrifolia ist in Deutschland regional “stark gefährdet” und sollte deshalb nicht der Natur entnommen werden. Natürlich sollten auch alle anderen Pflanzen aus entsprechenden Gärtnereien stammen.

Hexerei und Mythologie

Die Gattung Paris besitzt etwa 20 Arten. Der lateinische Gattungsname ist der griechischen Mythologie entnommen und bezieht sich symbolisch darauf, dass sich Paris, Athene, Hera und Aphrodite um den Eris-Apfel, welchen die mittige Beere symbolisiert, versammelten.
Wie fast alle Liliengewächse sind die Pflanzen giftig, Todesfälle sind jedoch nicht bekannt. Sie enthalten ca. 1% Saponine (Paridin, Paristyphin), die zu Übelkeit, Sinnestäuschungen, Verwirrungen, Schwindel, Durchfällen und Atemlähmungen führen können. Früher wurde die Einbeere als Heilpflanze, z.B. in der Homöopathie, genutzt (Hexenkraut, Aphrodisiaka und psychoaktive Wirkungen). Im Mittelalter galt sie im Aberglauben als Mittel gegen die Pest (daher stammt auch die selten gewordene Bezeichnung Pestbeere) und Tollwut sowie als Desinfektionsmittel. Man reinigt damit Dinge, welche von Pestkranken berührt wurden. Heute ist die Vierblättrige Einbeere als Heilpflanze in Vergessenheit geraten.


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