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Teichböden

in der Natur und im Garten

Zu oft beschäftigt sich der Teichbesitzer mit den äußerlich erkennbaren Flächen seines kleinen Feuchtbiotops. Da stehen sauberes Teichwasser, gesunde Fische und das reichhaltige Pflanzenwachstum im Mittelpunkt des Interesses. Doch welche für den Teich wichtigen Prozesse im Teichboden ablaufen, wissen nur wenige Hobby - Teichbesitzer. Oft sind sie überrascht, wenn sie nach Jahren ihren Gartenteich einmal entleeren, wieviel faulig - stinkender Schlamm dabei zutage tritt.

Natürliche Teichböden

Gleich vorneweg: Natürliche Teichböden gibt es eigentlich nicht, da Teiche immer künstliche, anthropogen entstandene Gebilde sind. Im Folgenden werden unter diesem Begriff Teichboden mit natürlich anstehendem Untergrund besprochen. Der natürliche Teichboden hat bedeutende Funktionen als Nährstoffträger und -speicher, Ort notwendiger chemischer und biochemischer Prozesse und nicht zuletzt als Siedlungssubstrat für Bakterien und die Bodenfauna. Je strukturierter der Teichboden und je gröber das Bodensubstrat ist, umso größer ist die von Mikroorganismen zu besiedelnde Oberfläche und umso größere Wassermengen werden pro Zeiteinheit von den Mikroorganismen bearbeitet. Unter natürlichen Umständen kommuniziert das Teichwasser mit dem Grundwasser durch ein weit verzweigtes Porensystem, weshalb Faulstellen in natürlichen Teichen seltener auftreten. Erst bei sehr hohen Schlammschichten beginnen Schwefelbakterien unter anaeroben Bedingungen ihre Tätigkeit des sauerstoffzehrenden Nährstoffabbaus und der Teichschlamm erhält seine typische Schwarzfärbung. Schwefelwasserstoff (H2S) - ein Fischgift, leicht erkennbar an seinem Geruch nach faulen Eiern, der schon bei kleinsten Konzentrationen unangenehm auffällt - ist nur bei Sauerstoffmangel beständig. In sehr tiefen Teichen ohne den notwendigen Austausch von Tiefenwasser und mit hohem Nährstoffgehalt kann es vor allem in Wärmeperioden zu einer starken Schwefelwasserstoffbildung in den unteren Wasserschichten kommen. Setzt nun eine plötzliche Durchmischung des Wasserkörpers ein, kommt es zum gefürchteten Fischsterben.
Ein typischer Teichschlamm entsteht nach Steffens (1986):
* durch Entmischung aus dem ursprünglichen Untergrun (Korn größensortierung);
* durch Sedimentation von allochthonen und autochthonen Substanzen (Ton, Feinsand, Staub, organischem Detritus, CaCO3, Fe(OH)3 u.a);
* unter dem Einfluß von Klima (Nässe, Frost, Luft, Sonne) und Organismen (AJgen, Uferpflanzen, Bakterien, Bodenfauna, Fische) einschließlich des Menschen (Düngung, Fütterung, Teichpflege).
Neben Fischen und höheren Wasserpflanzen werden in einem meist dicht besiedelten Lebensraum wie einem künstlichen Teich viele organische Stoffe eingetragen. Planktonalgen, Bakterien und Pilze können in Besiedlungsdichten von mehreren 100 Millionen Organismen pro Milliliter vorhanden sein. Oft er- ahnt man dies, wenn das Wasser sich im Sommer langsam grün verfärbt. Der Stoffwechsel und der Zerfall dieser Organismen bleiben nicht ohne Folgen, so dass Kohlenhydrate, Aminosäuren, organische Phosphate und andere organische Verbindungen freigesetzt werden. Der Wasserhumus fruchtbarer Teiche wird meist durch die Vegetationsfärbungen getarnt. So sind nährstoffreiche Teiche immer trüb, während nährstoffärmere Teiche zumeist klar sind. Bestimmte Stoffe aus dem geologischen Untergrund des Teiches geben dem Teichwasser zusätzlich eine ganz besondere Note. Anmoorige Standorte liefern Huminsäuren, die ein typisches Braunwasser erzeugen. In pyrithaltigen Böden (z.B Grauwacken) werden langsam Eisensulfatverbindungen freigesetzt, die für die typischen Ockerförbungen und saures Wasser verantwortlich sind Kalkhaltige und tonige Böden färben das Teichwasser Ober Feinsedimente oft milchig. ln Mitteleuropa überwiegt der Calcium-Bikar- bonat-Typ des Teiches. Viele Stoffe beeinflussen sich wiederum gegenseitig. Phosphat kann durch Ton, Ton-Humus-Komplexe, Eisenhydrat-Verbindungen ab- oder adsorbiert werden, weil aus eigentlich unlöslichen Verbindungen, wie Eisenphosphat, Fe PO4, im Schlamm über Mikroorganismenaktivitäten wieder Phosphate freigesetzt werden. Das von den Organismen gebildete CO2 begünstigt diese Effekte. Teichschlämme haben wesentlich höhere Sorptionsvermögen als z B. Ackerböden. Das bedeutet, dass in allen Teichböden größere Nährstoffmengen mehr oder weniger festgelegt sind. Die mögliche Phosphatfällung durch Calciumverbindungen ist außerdem zu beachten. Jedes Ablassen eines Teiches setzt nun festgelegte Substanzen frei, die unter Umständen eine Düngung oder eine Schadstofffreisetzung (z. B. saure Eisenverbindun- gen) zur Folge haben können. Nicht zu verachten sind natürliche Anreicherungen z. B. von Schwermetallverbindungen (Mangan, Arsen, Blei, Zink, Kupfer) in großen Schlammschichten über viele Jahre, wie sie z.B. auch in Trinkwassertalsperren auftreten können. Derartige Schlämme stellen für die Entsorgung Sondermüll dar!

Künstliche Gartenteiche

Künstliche Gartenteiche müssen wir hinsichtlich der Prozesse in den Bodenschichten etwas anders betrachten, obwohl die Grundreaktionen ähnlich ablaufen. Die Teichfolien, Betongründe und Kunststoffböden der Teiche verhindern die Kommunikation mit dem Grundwasser. Damit wird die Sauerstoffversorgung des Teichbodens erheblich eingeschränkt. Außerdem fällt bei den meisten Gartenteichen der Austrag von Nährstoffen über den Wasseraustausch (Durchfluss) weg. Meist hat der Gartenteichbesitzer zu kämpfen, regelmäßig das Verdunstungswasser aufzufüllen. Aber allein dadurch steigt der Nährstoffgehalt des Teichwassers schleichend an (welcher Gartenteichbesitzer nutzt schon Osmosewasser?). Nährstoffarmes Regenwasser aus der Tonne ist hier schon eine Minimierungsmöglichkeit für den Nährstoffeintrag. Über die Fischfütterung, den Laub- und Pflanzeneintrag und absterbende Wassertiere und - pflanzen wird der Nährstoffeintrag weiter erhöht. Diese organischen Substanzen werden nur von wenigen Tierarten (Tubifex, Rote Zuckmückenlarven, Wasserasseln, Flohkrebse, Copepoden, Schlammschnecken) zersetzt, die sich noch dazu mit dem entstehenden anorganischen Milieu am Gartenteichgrund arrangieren müssen. Wir haben im Vergleich zum naturnahen Teich im Gartenteich viel weniger abbauende Tier- und Pflanzenarten und dafür pro Wasservolumen mehr Nährstoffproduzenten. Die Folge ist, dass das abgesunkene organische Material sehr schnell zu faulen beginnt, da sich unter den zersetzenden Organismen im entstehenden anorganischen Milieu Schwefelbakterien durchsetzen. In solchen Gartenteichen kann man beispielsweise keine Teichmuscheln mehr ansiedeln, da diese im schwefelwasserstoffhaltigen Schlamm absterben. Auch viele Fische und überwinternde Amphibien verenden im sauerstoffarmen Milieu während der Winterruhe. In kleinen stehenden Gewässern führt eine schleichende Eutrophierung oft zur Massenvermehrung von Lemnaceen (Wasserlinsen). Durch die Massenvermehrung schwimmender Pflanzen wird wiederum die Lichtsituation im Wasserkörper und am Grund kleiner stehender Gewässer so ungünstig, dass ein weiteres Nitrat und Phosphat reduzierendes Pflanzenwachstum verhindert wird . Dadurch werden die Sauerstoffarmut und die Aktivität der Schwefelbakterien noch mehr unterstützt. Die Schlammschicht im Gartenteich kann so zur tickenden Zeitbombe für die Teichfauna und -flora werden.

Nährstoffeintrag minimieren

Welche Möglichkeiten gibt es, den Nahrstoff- eintrag zu minimieren? Neben dem Nutzen des Regenwassers zum Auffüllen des Teiches gibt es die Möglichkeit, eine starke Durchströmung des Teiches in Kombination mit einem separaten technischen oder biologischen Filterbereich anzuwenden. Dadurch werden die nährstoffabbauenden Prozesse in eine separate Kammer (Filter) verlegt. Eine einfache separate Filterkammer mit schwimmenden Wasserhyazinthen, die im Herbst kompostiert werden können, ist eine optisch günstige Variante 2-4 Pflanzen können zum Herbst einen 2-4 m² großen Pflanzenteppich bilden, der sehr viele Nährstoffe bindet. Der Laubeintrag kann im Herbst über gespannte Laubnetze verhindert werden. Seerosenblätter können nach dem Vergilben im Herbst abgeschnitten werden. Auch Uferpflanzen
sollte man gelegentlich an der Wasserfläche abschneiden und kompostieren. Meiner Meinung nach füttern manche Teichbesitzer ihre Fische viel zu stark. Natürlich benötigen viele Fische im kleinen Teich eine ordentliche Futterportion. Der natürliche Anflug von Insekten in unsere Teiche sollte aber als Futterkomponente nicht unterschätzt werden. Man sollte außerdem den Fischbesatz ständig unter Kontrolle haben. Weniger Fische sind hier mehr. Was nützt es, wenn man viele Fische durch die Wassertrübung nicht sieht. Koi und Goldfische gründeln sehr stark und dadurch werden zusätzlich Nährstoffe ins Wasser freigesetzt, die eigentlich schon im Boden gebunden waren. Auf der anderen Seite fördern diese Fische die Durchlüftung des Teichbodens und wirken so gegen Schwefelwasserstoffbildungen. Nicht zuletzt sollte jeder Gartenteichbesitzer spätestens etwa alle fünf Jahre daran denken, seinen Gartenteich auch einmal zu entschlammen. Er wird staunen, was sich da an Sinkstoffen eingefunden hat.


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