Der Eisvogel am Gartenteich
Der Eisvogel
Einer der farbenprächtigsten Vögel Deutschlands ist der Eisvogel, Alcedo atthis. Er lebt zwar in vielen Teilen Deutschlands, benötigt aber zwei wichtige Voraussetzungen zur Ansiedlung: zum einen ruhige, klare, leicht fließende oder stehende Gewässer, zum anderen Uferwände aus weichem Material, z. B. aus Lehm, Ton oder Löss. Wenn diese beiden Kriterien erfüllt sind, ist die Ansiedlung wenigstens möglich.
Das äußere Erscheinungsbild des Eisvogels ist äußerst eindrucksvoll und nicht zu verwechseln. Die Flügel sind azurblau, ebenso der im Flug von oben zu erkennende Rücken. Die Brust ist rostrot. Männchnen haben einen schwarzen, Weibchen einen an der Unterseite schwarzroten, sehr kräftigen und langen Schnabel. Kehle und Nacken sind weiß, unter den Augen zieht ein roter Streif. Zusätzlich liegt auf den Flügeln ein smaragdgrüner Glanz, der besonders bei entsprechendem Lichteinfall gut zu sehen ist. Mit 16 cm Länge handelt es sich um einen relativ kleinen Vogel. Vor nur wenigen Jahren, vor allem in den 60-er und 70-er Jahren, stand der Eisvogel in Deutschland kurz vor dem Aussterben.
Die zunehmende Gewässerverschmutzung, aber auch viele Gewässerbegradigungen, mehrere harte Winter und nicht zuletzt Nachstellungen durch Leute, die ihn als Konkurrenten betrachteten, setzten ihm arg zu. Denn so schön dieser Vogel ist, er hat für manche Leute einen Nachteil: Er frisst Fische. Er kann aber nur relativ kleine Fische bewältigen. Eine Länge von etwa 10 cm stellt die Obergrenze dar. Dazu muss man sich natürlich auch vergegenwärtigen, dass dieser Vogel noch nicht einmal Starengröße erreicht. Glücklicherweise haben sich die Bestände aber wieder stark erholt, und in einigen Gegenden, etwa im Bergischen Land, kann man den Eisvogel inzwischen sogar als Charaktervogel bezeichnen. Das liegt auch am naturnahen Rückbau einiger Gewässer, der zu einer Verbesserung der Brutplatzsituation beigetragen hat.
Gelegentlich werden sogar künstlich angelegte Brutwände angenommen. Obwohl also keineswegs selten und sehr auffällig, gelingt es den wenigsten Wanderern mehr vom Eisvogel zu sehen, als den blauen Rücken des schnell im sogenannten Schnurrflug dicht über der Wasseroberfläche abstreichenden Vogels, den sie aufgescheucht haben. Die meisten Fotos entstehen aus Tarnzelten heraus und werden von erfahrenen Fotografen angefertigt, die so lange geduldig an geeigneten Ansitzstellen des Vogels sitzen (manchmal sogar Äste extra für diesen Zweck herrichten), bis die Fotos gelingen.
Aber Achtung: Während der Brutzeit ist das Fotografieren an vielen Stellen nur nach besonderer Genehmigung erlaubt, um die Brutvögel - und nicht nur die Eisvögel - nicht zu belästigen. Bereits im zeitigen Frühjahr, etwa im April, beginnen die Eisvögel mit der Brut. Dazu wird - wenn nicht die Bruthöhle des Vorjahres vorhanden ist - erst durch Picken mit dem langen Schnabel, dann unter Zuhilfenahme der Füße eine bis über 60 cm lange Brutröhre gegraben, die gerade so einen Durchmesser hat, dass der Vogel hindurch krabbeln kann. Am Ende wird der Brutkessel angelegt, in dem die bis zu sieben Eier abgelegt werden. Von ihm aus kann der brütende Eisvogel jederzeit den Eingang im Auge behalten. Nach drei Wochen schlüpfen die Jungen.
Die erste Brut ist oft so angelegt, dass die soeben geschlüpften Jungen mit jungen Fischen ernährt werden können. Kurz vor dem Ausfliegen, im Alter von knapp vier Wochen, können sie dann schon bis zu 8 cm lange Fische bewältigen, die die Eltern unermüdlich heranschaffen. In den ersten Tagen danach können sie noch nicht selber Fische fangen und werden noch von den Eltern gefüttert, die dann jedoch oft noch eine zweite Brut anfangen. In warmen Sommern mit viel Fischnahrung kann es sogar drei Bruten geben paar der Eisvögel es sogar drei Bruten geben. So kann ein einziges Paar der Eisvögel in einer Brutsaison bis zu 20 Jungvögel hoch bringen.
So problemlos es aber für die Vögel meist ist, sich im Sommer zu ernähren, so problematisch kann es im Winter werden. Dies liegt auch an der speziellen Art des Eisvogels, seiner Beute nachzustellen: Er ist vorwiegend ein Stoßjäger. Um überhaupt Beute machen zu können, setzt er sich auf einen geeigneten Ansitz, etwa einen über das Wasser ragenden Ast. Von dort aus beobachtet er die Wasseroberfläche und stürzt sich dann auf seine Beute, um pfeilförmig einzutauchen. Sein eingefettetes Gefieder benetzt nicht, weshalb er nach dem Auftauchen sofort losfliegen kann.
Erstaunlich ist, dass der Vogel den Brechungsindex des Wassers, durch den die Objekte unter Wasser näher zu sein scheinen als sie es wirklich sind, berechnen und in seine Stöße einbeziehen kann. Trotzdem ist bei weitem nicht jeder Stoß erfolgreich, und die Jungvögel müssen bis zum ersten erfolgreichen Fischzug lange üben. Im Winter jedoch können Gewässer zufrieren. Selbst wenn es nur teilweise geschieht, ist es für den Eisvogel kritisch, wenn gerade seine Ansitzstellen betroffen sind. In strengen Wintern, wie wir sie in unseren Breiten allerdings nur noch selten erleben, da die Gewässer meist zu stark aufgeheizt sind, kann es zu einem fast völligen Zusammenbruch der Populationen kommen.
In diesen Zeiten suchen die Eisvögel aus der Not heraus alle auch nur annähernd geeigneten Gewässer auf, um sich über diese schwere Zeit zu bringen. Wenn nicht mehrere Winter hintereinander für diese Vögel zu kalt sind, erholen sich die Populationen aber schnell wieder. Und damit bin ich wieder beim Titel des Artikels. Wenn dies um die Weihnachtszeit geschieht, handelt es sich zwar um einen schönen Vogel, aber auch um die sogenannte „schöne Bescherung", wenn im Teich Fische geeigneter Größe vorhanden sind.
Ein als gut befundener Futterplatz wird so schnell nicht wieder verlassen. Allerdings ist es sogar möglich, Eisvögel, die besonders hungrig sind, regelrecht zu füttern, indem man ihnen in einem ausreichend großen und so weit beheizten Aquarium, dass es gerade eisfrei ist, geeignete Fische anbietet - und natürlich einen entsprechenden Ansitz. So sind auch schon Eisvögel aufgepäppelt worden, die verletzt aufgefunden wurden. Nicht immer aber werden die Fische nur vom Ansitz aus erbeutet. Der Eisvogel ist auch in der Lage, im Rüttelflug, wie man ihn besonders vom Turmfalken her kennt und gut beobachten kann, über einem Gewässer zu stehen und dann herabzustoßen. Normalerweise haben es Gartenteichbesitzer aber gar nicht gerne, wenn ihr Teich geplündert wird.
Damit dies nicht geschieht, können einige Vorkehrungen getroffen werden. Als Stoßjäger braucht der Eisvogel ja meist einen geeigneten Ansitz. Ist dieser nicht vorhanden, ist es für ihn schwieriger Fische zu erbeuten. Sind solche Ansitzstellen nicht zu verhindern, weil die Bäume oder Sträucher nicht entsprechend zurückgeschnitten werden sollen, kann über den Teich - in knapp einem halben Meter Höhe - auch ein gut sichtbares Nylonnetz gespannt werden. Das gilt auch, Wenn der Eisvogel den neu entdeckten Futterplatz trotz fehlender Ansitzstellen partout nicht verlassen und unbedingt plündern will. Aber das sollte nur die letzte Lösung sein.
Eisvögel gehören in Deutschland zu den streng geschützten Vögeln und es darf nichts unternommen werden, was den Vögeln schaden könnte. Natürlich betrifft das auch Brutplätze, die während der Monate April bis Oktober keinesfalls beeinträchtigt werden dürfen.