Der Großlaufkäfer ist der Feind der Schnecke
Inhaltsverzeichnis
- Der Großlaufkäfer ist der Feind der Schnecke
- Allgemeines
- Lebensräume und Wasser
- Laufkäfer am Gartenteich
- Nahrungsgewohnheiten der Käfer und Larven
- Winterruhe
Der Großlaufkäfer ist der Feind der Schnecke
Käfer und Spinnen gehören selbst bei den meisten Garten- und Teichfreunden nicht unbedingt zu den Lieblingen. Diese Käfer sind aber nicht nur vollkommen harmlos, sondern sie sind Teil der natürlichen Umwelt des Teichs und einige von Ihnen haben eine besonders angenehme Eigenschaft: Sie gehören nämlich zu den natürlichen Feinden der gefräßigen Nacktschnecken und helfen, den Schnecken gut mundende Pflanzen zu erhalten. Die Familie der Laufkäfer (Carabidae) umfasst ca. 520 Arten in Deutschland, 700 Arten in Europa und weltweit möglicherweise 40.000 Arten. Viele von ihnen sind an feuchte Lebensräume, einige sogar an die besonderen Bedingungen der wechselfeuchten Uferzonen gebunden. Am Gartenteich kommen jedoch auch Arten vor, die nicht so streng auf die feuchten Verhältnisse angewiesen sind.
Allgemeines
Die Größe der europäischen Laufkäfer liegt je nach Art zwischen 1,7 und 70 mm. Die Tiere besitzen eine charakteristische Gestalt, nämlich einen flachen Körperbau mit gut ausgebildeten Laufbeinen. Kopf, Brust und Hinterleib sind meist deutlich voneinander abgesetzt. Der Kopf ist schmaler als der Körper, bei einigen Arten geht der Brustbereich direkt in den Hinterleib über. Die Fühler stehen mehrgliedrig deutlich nach vorn. Da es sich überwiegend um Räuber handelt, sind erwachsene Laufkäfer mit kräftigen kauend-beißenden Mundwerkzeugen ausgestattet. Nur wenige Arten sind Pflanzenfresser. Die Weibchen legen im Laufe mehrerer Wochen 20-60 Eier. Auch die Larven leben räuberisch. Sie sind ebenfalls sehr schnell und halten sich über der Erde oder nur wenig unter der Erde auf. Nach acht bis zehn Wochen verpuppen sie sich in Erdhöhlen. Carabiden sind oft einfarbig schwarz, schwarz-bläulich, matt oder glänzend gefärbt. Es gibt jedoch auch Arten, die durch ihren grün, goldenen und glänzenden Körper auffallen. Viele der Arten können nicht mehr fliegen. In der Gattung Carabus wurden die Hinterflügel und Flugmuskeln stark reduziert, die beiden Flügeldecken sind z.T. miteinander verwachsen oder können aufgrund des Fehlens entsprechender Muskeln nicht mehr geöffnet werden.
Lebensräume und Wasser
Laufkäfer halten sich gerne unter Moos, in der Bodenstreu, unter Holz und Rinde sowie unter Steinen auf. Viele Arten haben dabei festgelegte Standortansprüche - sie sind Zeigeorganismen für bestimmte Feuchtigkeitsverhältnisse. So kommen einige Arten nur im Gebirge vor (z.B. in den Schneetälchen), andere nur in Wäldern. Einige Laufkäfer, wie Vertreter der Gattung Bembidion, sind in einer hochspezialisierten Wiese an die Lebensbedingungen der Ufer mit Wechselwasserständen, unterschiedlichen Substratzusammensetzung und strukturreichen Vegetationsbeständen angepasst. Allgemein ist das Artenspektrum an Gewässernähe viel höher als fernab der Feuchtigkeit. Eine Verringerung des Artenspektrums und der Individuendichte an vegetationsarmen bis vegetationslosen Standorten (Ausnahme sind sumpfig-schlammige Stellen), aber auch eine zunehmende Anzahl euryöker, d.h. sich an verschiedenste Umweltfaktoren anpassende Arten deuten am Fluss, See oder Tümpel auf eine Abweichung vom naturnahen Zustand hin. Das Auftreten von Agonum afrum z.B. wird als Indikator für den Renaturierungserfolg an Bächen angesehen. Ist darüber hinaus Bembidion punctulatum an einem Mittelgebirgsbach vorhanden, kann davon ausgegangen werden, dass dynamische Prozesse wie Überflutungen und Umschichtungen von Sand- und Schotterbänken noch in großem Maße stattfinden.
Laufkäfer am Gartenteich
Durch die kleinflächig abwechslungsreichen Standorte in Wohngebieten und Gartenanlagen sind an Gartenteichen sowohl Ufer bewohnende als auch Offenland und Wald bewohnende Arten zu finden. Im Folgenden möchte ich einige häufige und außergewöhnliche Großlaufkäfer-Arten vorstellen. Eine der größten Laufkäferarten in heimischen Auenlandschaften ist der Lederlaufkäfer (Carabus conaceus). Von ihm werden schneckenreiche Laubwaldstandorte, Auenwälder, Parks und Siedlungsbereiche der Tallagen bewohnt. Die Art ist in der Lage, Weinbergschnecken zu überwältigen. Andererseits frisst die Art auch die in Deutschland eingewanderte und problematische spanische Wegschnecke (Arion Iusitanicus) und ist so ein guter Schädlingsvertilger. Eine sehr schön blau bis violett gefärbte große Art ist auch der blaue Laufkäfer (Carabus intricatus), der in Schlucht- und Hangmischwäldern und wärmebegünstigten waldähnlichen Landschaften vorkommt. Die Art benötigt sonnenexponierte Standorte mit Altholz. Bei Berührungen spritzt die Art stark riechende Sekrete in Richtung eines Angreifers. Eine typische Laufkäferart der Schilfgürtel, Moore, Feuchtwiesen, Sümpfe und Feuchtwälder ist der körnige Laufkäfer (Carabus granulatus). Die ca. 3 cm Länge erreichende Art überwintert oft in Schlafgesellschaften im Totholz. Sie ist mit dem sehr ähnlichen, jedoch selteneren Hochmoor-Laufkäfer, Carabus menetriesi, der meist an moorigen Wiesen und Zwischenmooren (auf Sphagnum) vorkommt, zu verwechseln. Eine gleichfalls ähnliche-jedoch farbliche andere - Art ist die metallisch grüne, bronze- oder erzfarbene Körnerwarze (Carabus cancellatus), die gleichfalls 3 cm Länge erreichen kann. Die Art bewohnt das Offenland und Äcker sowie Wiesen, anmoorige Böden und Waldränder. In Gärten kann sie auch am Teich vorkommen. Häufige, ähnliche Arten in Gärten mit Großbäumen sind der Hainlaufkäfer (Carabus nemoralis) und der Gartenlaufkäfer (Carabus hortensis). Beide Arten finden sich häufig in bodenfeuchten bis trockenen Wäldern, aber auch in entsprechenden anthropogen geprägten Landschaften. Vom Gartenlaufkäfer gibt es einen Bericht, dass der Käfer auch tauchend in einem kleinen, langsam fließenden Bach jagte. Auch der Körnige Schaufelläufer (Cychrus caraboides) lebt in feuchten, aber lichten Laub- und Mischwäldern, in Galeriewäldern der Fließgewässer und Teichgebieten sowie Moorwäldern. Mitunter geht er auch in Feldhecken, Parks und waldähnliche Habitate. Durch den dünnen Kopf können die Käfer gut in die Windungen der Schnecken eindringen, um sie zu verspeisen. Die Art ist in der Lage, bei Störungen durch Stridulation quietschende Geräusche abzugeben.
Nahrungsgewohnheiten der Käfer und Larven
Nahrung der Larven sind je nach Lebensraum allerlei wirbellose Tiere wie Afterraupen (Larven der Blattwespen mit 6-8 Bauchfußpaaren), Asseln, Drahtwürmer, Eulenfalter, Kartoffelkäfer, Pflaumenstecher, Raupen, z.T. kleine Schnecken, Schneckeneier, Schwammspinner, Spanner, Wiesenschnakenlarven. Die Larven spritzen ihren Beutetieren einen Verdauungssaft ein und saugen sie danach aus. Auch die Nahrung der Käfer besteht vor allem aus Insekten und ihren verschiedenen Entwicklungsstadien sowie anderen Wirbellosen wie Kartoffelkäfern, Pflaumenstechern, Raupen von Eulenfaltern und Spannern, kleinen Schnecken und Würmern. Sie können pro Tag das Dreifache ihres Eigengewichts fressen. Der Goldlaufkäfer (Carabus auratus) frisst Drahtwürmer, Engerlinge, Kartoffelkäfer, Raupen und Schnecken. Der glänzend schwarze körnige Schaufelläufer (Cychrus caraboides) kriecht in die Gehäuse von Schnecken und frisst sie dort auf. Er besitzt einen besonders schmalen und beweglichen Kopf, um besser in die Windungen der Schneckenhäuser zu gelangen.
Winterruhe
Die überwinternden Laufkäfer kommen oft in die Häuser oder sie finden einen Unterschlupf unter Holzhaufen, in morschem Holz, hinter den Steinen einer Trockenmauer oder zumeist einzeln in kleinen Erdhöhlen. Sie benötigen einen feuchtwarmen, schattigen Unterschlupf, z.B. Laub-, Stein- oder Totholzhaufen, flache Steine (Dachziegel), vermodernde Wurzelstöcke, Baumstümpfe oder Bretter. Kleeaussaat und dichtes Gras fördern Laufkäfervorkommen, ebenso Bodendecker wie kleines Immergrün, Ysander usw. Anpflanzungen von Funkien, Prachtspiere, Schafgarbe und Wurmfarn helfen den Tieren beim Überwintern. Viele Laufkäfer sind nachts aktiv, tagsüber verbergen sie sich. Es gibt aber auch typische tagaktive Arten wie Carabus auratus und C. ullrichi.