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Signalkrebse im Gartenteich?

 

Signalkrebse sind in Europa auch in der Natur weit verbreitet; die mittelgroßen Krebse überstehen unsere Winter problemlos und wurden auch häufig in der Teichwirtschaft gehalten, weil Pacifastacus leniusculus deutlich weniger empfindlich und zudem auch noch produktiver ist als der heimische Edelkrebs Astacus Astacus. Die Haltung von Signalkrebsen ist in der EU seit 2016 allerdings nicht mehr erlaubt. In der Schweiz ist die Haltung von Signalkrebsen schon sehr viel länger verboten.

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Signalkrebse - Biologie und Herkunft

Ursprünglich stammt der Signalkrebse Pacifastacus leniusculus aus Nordamerika, wo er von Natur aus in dem Gebiet westlich der Rocky Mountains in Kanada und den USA vorkommt. Dort lebt Pacifastacus leniusculus bevorzugt in kühlen Fließgewässern, kommt aber auch in Teichen und anderen stehenden Gewässern vor. Der Signalkrebs bevorzugt in seinem Habitat eine etwas höhere Wasserhärte von GH 10 bis 25 und neutrale bis leicht alkalische pH-Werte von 7 bis 8.

Signalkrebse wurden in den 1960er Jahren in großem Stil importiert und bei uns in der Natur ausgesetzt, um die bereits durch die Krebspest stark dezimierten Edelkrebse zu ersetzen. Weil sie bei uns wenig Fressfeinde haben und zudem deutlich anpassungsfähiger sind, was die Wasserqualität betrifft, trug diese Aktion zu einer weiteren Dezimierung der Edelkrebse und zu einer nahezu explosionsartigen Verbreitung der hier nicht heimischen Signalkrebse bei.

Signalkrebse sind als nordamerikanische Krebse zudem selbst potentielle Überträger der Krebspest und brachten einen neuen, noch ansteckenderen Krebspest Erregerstamm mit, was den noch überlebenden heimischen Edelkrebs Populationen nicht half.

Auch in der Aquaristik erfreute sich der Signalkrebse bei Liebhabern einer gewissen Beliebtheit, auch wenn er nicht so bunt ist wie andere Aquarienkrebse.

Der Signalkrebs ist überwiegend braun bis rotbraun und lebt versteckt unter Steinen oder Totholz. Ohne Scheren gemessen wird er 12-16 cm lang. Er buddelt sehr gerne und baut sich in weichem Untergrund im Gewässer seine Krebshöhle.

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Signalkrebse vermehren sich zwar auch nur einmal im Jahr, sind aber von der Eizahl und der Zahl der überlebenden Jungtiere deutlich produktiver als der Edelkrebs.

Im Herbst findet die Paarung statt; die Weibchen speichern die Spermatophoren der Männchen und werden dann im Frühjahr nach der Häutung tragend. Je nach Wassertemperatur schlüpfen nach mehreren Wochen die Jungkrebse, die dann noch eine kleine Zeit unter dem Hinterleib ihrer Mutter verharren, bis sie sich dann doch selbstständig auf die Socken machen und ihre Umgebung erkunden.

Kleine Signalkrebse sind auf viele Verstecke am Gewässergrund angewiesen, weil sie untereinander sehr kannibalisch sind.

Unionsliste - Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung

Weil Signalkrebse bei feuchter Witterung bis 2 km über Land wandern können, sind sie sehr invasiv und besiedeln häufig neue Gewässer. Eine Haltung von Signalkrebsen im Gartenteich war daher schon vor dem Inkrafttreten des Verbotes hoch problematisch, weil die potentiellen Träger der Krebspest gerne abwanderten und sich in neue Gefilde aufmachten.

Weil er so invasiv ist, steht der Signalkrebs zusammen mit weiteren Flusskrebsen aus Nordamerika auf der Liste invasiver gebietsfremder Arten der EU, er darf seit 2016 nicht mehr im Aquarium oder im Gartenteich gehalten, gezüchtet, verbreitet, verkauft und schon gar nicht ausgesetzt werden.

Was bedeutet dies für Signalkrebse im Gartenteich?

Wer im Gartenteich bereits Signalkrebse pflegt, muss diese laut dem EU Erlass im Prinzip herausfangen und sachgerecht töten (durch Einfrieren oder Abkochen), so weh das auch tut. Die Gefahr, die für unsere heimischen Krebsarten von Signalkrebsen ausgeht, ist existenzbedrohend.

Signalkrebse und Edelkrebse unterscheiden

Astacus astacus, der europäische Edelkrebs, und Pacifastacus leniusculus, der nordamerikanische Signalkrebs, sehen sich auf den ersten Blick ziemlich ähnlich. Beide sind normalerweise braun und haben recht große Scheren.

Auf den zweiten Blick gibt es aber einige Unterschiede, an denen man die beiden Flusskrebs Arten dann doch ganz gut auseinander halten kann:

  • 1 - Viele Signalkrebse haben einen relativ großen hell türkisfarbenen Signalfleck am Scherengrundgelenk; er fehlt beim Edelkrebs immer, Astacus astacus hat hier manchmal einen eher kleinen roten Fleck
  • 2 - Der Kopfpanzer beim Signalkrebs ist vollkommen glatt, beim Edelkrebs befinden sich hinter der Nackenfurche deutlich sichtbare Dornen
  • Die Scheren beim Signalkrebs sind glatt, beim Edelkrebs dagegen sind sie deutlich bedornt.
  • Der Mittelkiel auf dem langen Rostrum ist beim Edelkrebs deutlich bedornt, beim Signalkrebs sind die Dornen nur ganz schwach augeprägt

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Links: Signalkrebs; rechts: Edelkrebs

Sollte man Signalkrebse im Gartenteich halten?

Um es nochmals in aller Deutlichkeit zu sagen: Der Signalkrebs ist ein invasiver Flusskrebs, der weder im Aquarium noch im Gartenteich gehalten werden darf und der eine starke Bedrohung für heimische Krebse darstellt, zum einen, weil er sehr anpassungsfähig, robust und vermehrungsfreudig ist und zum anderen, weil er mit der Krebspest eine für europäische Flusskrebse tödliche Krankheit übertragen kann, die beim Signalkrebs keine Symptome verursacht.


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