Beitrag teilen:

Zwergmummel am Gartenteich

Gartenteich mit Zwergmummel und Schwimmendem Laichkraut als Beglertpflanzen im Juni, Wassertiefe mitüg 120 cm. Die Kleine Teichrose (Nuphar pumila) ist die kleinste aller Arten der Gattung Nuphar. Sie ist sozusagen eine „Kleinausgabe", also die kleine Schwester der Gelben Teichrose (Nuphar lutea), aber bei uns in der Natur erheblich seltener als diese. So muss man sich schon etwas Mühe geben, sie am natürlichen Standort zu beobachten. Auch in unseren Wassergärten ist sie deutlich weniger verbreitet als die Gelbe Teichrose, obgleich sie von ihrem Platzbedürfnis her für kleine Teiche und sogar Mini-Wassergärten wie geschaffen zu sein scheint. Allerdings ist sie wegen ihrer geringen Blütengröße bei vielen Teichbesitzern nicht so beliebt wie vielleicht bei Liebhabern von Naturarten. Das macht sie für andere aber gerade reizvoll.

Systematische Einordnung und Namensgebung

Die Kieme Teichrose wurde erstmalig 1792 als Nymphaea lutea var. pumila von Timm beschrieben, also als Unterart der Gelben Teichrose (Nymphaea lutea). 1821 erhob de Candolle sie dann zu der eigenständigen Art Nuphar pumila. Sie wird heute von den meisten Systematikern als gültige (valide) Art anerkannt. Die komplizierte Herleitung des Gattungsnamens wurde bereits im Artikel über die Indianer-Teichrose (Nuphar polysepala) dargelegt. Der Artname leitet sich vom lateinischen pumilus = zwergig ab. Als weitere deutsche Namen sind Zwergteichrose und Zwergteichlilie in Gebrauch.

Geografische Verbreitung

Ihre ursprünglichen Biotope finden sich in nährstoffarmen kühlen und sauren Niedermoorseen Nordeuropas, aber auch in lokal winterharten Klimaten Mittel und Südeuropas. Außerdem ist Nuphar pumila in Nordskandinavien und Westsibirien vertreten. Laut floraweb.de (Okt. 2013) soll es in Deutschland noch kleinere Naturstandorte im nördlichen Mecklenburg und im Voralpengebiet geben. N. pumila wird in der Roten Liste in Kategorie 1 als vom Aussterben bedroht geführt. Europaweit soll ihr Bestand aber nicht gefährdet sein, jedoch ist ihre Siedlungsdichte rückläufig. Etwas größere Vorkommen gibt es noch in Polen, Litauen, Estland und Lettland. Die Kleine Teichrose ist wahrscheinlich während der Eiszeit von Skandinavien nach Mitteleuropa eingewandert. Dafür sprechen u.a. ihre isolierten Vorkommen in den Moräneniandschaften und Bergregionen.

Naturbiotope und Schutzprogramme

ln der Natur hat N. pumila auch nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Standorte wie Fischteiche besiedelt. Allgemein hat die Zwergteichrose allerdings dabei größte Schwierigkeiten, sich gegenüber der dort ebenfalls verbreiteten, deutlich kräftigeren Gelben Teichrose zu behaupten. Die Fachstelle Naturschutz der Schweiz hat ein größeres Förderungsprogramm zur Neuansiedlung von N. pumila in Naturgewässern laufen, um die wenigen Restbestände im Kanton Zürich zu stabilisieren, deutlich zu vergrößern und zu erweitern. Dazu mussten u.a. sogar dominierende N. lutea-Naturbestände erheblich dezimiert, d.h. in andere geeignete Gewässer umgesiedelt werden. Im Übrigen gibt es auch Naturkreuzungen von Zwergteichrose und Gelber Teichrose, mit wissenschaftlichem Namen als Nuphar x intermedia bezeichnet. Diese Hybriden sind sogar geschlechtlich vermehrungsfähig und ebenfalls N. pumila-Konkurrenten. Solche Kreuzungen wurden mittels künstlicher Bestäubung auch durch Seerosenzüchter bereits im 19 Jahrhundert herbeigeführt. Die hauptsächlichen Ursachen für den Rückgang der Naturbestände sind natürlich in der Zerstörung ihrer Biotope durch Eutrophierung (Überdüngung durch angrenzende Ackerbauflächen) und bauliche Maßnahmen (Verrohrung, Zuschüttung usw.) zu sehen. Dazu kommen dann die Konkurrenzpflanzen N. lutea und N. x intermedia und nicht zuletzt die zunehmende genetische Verarmung der kleineren, sehr weit voneinander isolierten Restbestände. Gute Biotope finden sich in Regionen mit kalten Wintern in etwas größeren stehenden, eher nährstoffarmen, sauren Gewässern bei Wassertiefen von 50 bis 300 Zentimetern und schlammigen Torfsubstraten als Bodengrund. Häufige Begleitpflanzen sind das Schwimmende (Potamogeton natans) und das Glänzende Laichkraut (P. lucens), Quirlblättriges (Myriophyllum verticillatum) und Ährenblütiges Tausendblatt (M. spicatum), Gemeines Hornblatt (Ceratophyllum demersum) und der Wasserknöterich (Polygonum amphibium). Neuansiedlungsversuche in der Schweiz in ehemals von Zwergteichrosen besiedelten Gewässern waren öfter erfolglos, sodass die Pflanze hier wie auch bei uns immer noch als stark gefährdet gilt.

Charakteristika

Wie schon oben erwähnt, ist sie eine Miniaturausgabe der größeren Gelben Teichrose. Sie bildet maximal 3-4 Zentimeter dicke, grüne, durchaus 20 Zentimeter lange Rhizome, an deren Spitzen eine Rosette von sehr breiten, weichen, am Rande gewellten, hellgrünen Unterwasserblättern ansetzt (pro Spross 5-10). Diese können sich im Alter leicht bräunlich verfärben und bekommen gekräuselte Blattränder. Die Wasserblätter werden bis 15 Zentimeter groß und sind breit herzförmig mit tiefen, halbgeöffneten Blatteinschnitten. Sie bleiben auch nach Austreiben der schmaleren, eiförmigen Schwimmblätter weiterhin bestehen. Die Konsistenz der Schwimmblätter ist deutlich fester, ihre Oberfläche glatt und die Blattunterseite kann mehr oder weniger behaart sein. Bei beiden Blattformen ist die Ausbildung der Nervatur gut zu erkennen. An den Standorten mit größeren Wassertiefen oder in fließenden Gewässern, in denen die Zwergteichrose ebenfalls vorkommen kann, werden nur Wasserblätter gebildet. In diesen Biotopen sind dann auch die Blätter winterhart, während bei flachen Standorten nur die Rhizome selbst beim Einfrieren überwintern. Der Blattstiel der sehr glattrandigen, gleichmäßig mittelgrünen, eiförmigen Schwimmblätter hat in der Nähe der Spitze zwei schmale Flügel. Insgesamt bilden die Schwimmblätter bei N. pumila kein so dichtes Blattwerk wie bei Seerosen.
Blütenbildung

Die kugeligen, tiefgrünen Blütenknospen sind schon früh in der Rosettenmitte zu erkennen und die Pflanzen blühen reichlich. Die ebenfalls kugeligen Blüten werden nur zwei bis drei Zentimeter groß, sind kräftig tiefgelb, oft mit grüner Basis der fünf großen Hüllblätter, die bei den Nuphar-Arten aber als Kronblätter imponieren. Die Blüten bleiben insgesamt bis zu vier Tage ganz geöffnet, d.h. sie schließen sich nachts nicht wie die Nymphaea-Arten. Wohl bei nicht so schattigen Standorten kommen leicht purpurfarbene Blütenhüllblätter vor. Die Blüten erheben sich 10-15 Zentimeter über die Wasseroberfläche. Bei voller Blütenöffnung werden die zwölf eigentlichen, gelborange gefärbten Blütenblätter erst schön sichtbar. Der darüber angeordnete Kranz von bis zu 60 Staubblättern (hellgelb) wird mittig von der kreisrunden Narbenscheibe überragt. Letztere besteht aus sieben bis zwölfstrahlig angeordneten, hellgrünen Narbenstrahlen.

Haltung im Wassergarten

Der große Vorteil der Zwergmummel gegenüber vielen Seerosen ist, dass sie auch in schattigen oder halbschattigen Lagen gut gedeiht. Sie verträgt sogar leicht strömendes Wasser, bildet allerdings bei stärkerer Strömung keine Schwimmblätter und dann auch keine Blüten aus. In saurem Bodensubstrat (Torfschlamm) gedeiht sie zwar besonders gut, ist aber ansonsten nach unseren Erfahrungen auch in sandig-kiesigem Bodengrund bei leicht alkalischen Wasserwerten gut zu pflegen. Vollsonnige, warme Standorte sind N. pumila abträglich. Wenn man sie im Mini-Wassergarten oder als Kübelpflanze kultivieren will, muss es schattig sein bei einem Mindestwasserstand von 20-40 cm. Auch in geräumigen Kaltwasseraquarien lässt sie sich bei reinem Kies-Sandboden sehr gut kultivieren. Die Kleine Teichrose blüht im Gartenteich von Juni bis September. Bei uns gedeiht sie gut zusammen mit Potamogeton natans und einem Riesenbestand der Amerikanischen Wasserschraube (Vallisneria americana). Der weitgehend beschattete Teich ist in der Mitte 120 Zentimeter tief mit einer sicher 10 bis 15 cm dicken Schlammschicht, in der hauptsächlich die Wasserschraube wurzelt. Die Rhizome der Zwergteichrose durchziehen aber mittlerweile den ganzen Teichgrund, bevorzugen allerdings die flacheren Teile von 30 bis 70 Zentimetern Wassertiefe. Mit pflanzenfressenden Fischen wie Goldfischen, Karauschen, Gold- oder Silberorfen wird ihre Kultur nicht gelingen, da die weichen Wasserblätter immer wieder abgefressen würden. Wir haben im Nuphar pumila-Teich eine starke Besetzung mit dem Gemeinen Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus), der für seine Jungenaufzucht die sehr flachen Teichränder nutzt und somit der Zwergmummel nicht in die Quere kommt.

Vegetative und sexuelle Vermehrung

Da spezielle Wasserpflanzengärtnereien die in der Natur äußerst seltene Pflanze in ihrem Vermehrungsprogramm haben, ist es leicht, sie zu erwerben. Die Vermehrung ist unproblematisch. Dies bezieht sich hauptsächlich auf eine vegetative Vermehrung über Rhizome. Bei gutem Gedeihen durchziehen diese bei nicht allzu starker Konkurrenz durch andere Pflanzen bald den ganzen Teich. Sie liegen dem Substrat auf und Nachwuchspflanzen können so leicht durch Abtrennen von Rhizomsprossen gewonnen werden. Nach der Bestäubung der Blüten durch Insekten (Schwebfliegen und Käfer) setzen diese fast alle Früchte an. Die Fruchtentwicklung dauert etwa zwei bis drei Wochen, wobei sich der Stängel der bestäubten Blüte auf die Wasseroberfläche neigt und in diese etwas eintaucht. Dann entwickeln sich die flaschenförmigen, zwei bis 4,5 Zentimeter langen und zwei Zentimeter dicken Fruchtkapseln, die in der Regel nach einer Seite gekrümmt sind. Dabei verfärben sich die Narbenstrahlen von Grün nach Dunkelbraun. Die zahlreichen reifen Samen haben eine elliptische Form und einen längsten Durchmesser von fünf bis sechs Millimetern. Ihre Verbreitung erfolgt in der Natur nach Aufschwimmen der gereiften, ausgestoßenen Samen durch Wassertransport, aber auch durch Vögel. Dies ist der wichtigste Verbreitungsweg in den natürlichen Habitaten.


Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Ich habe die Datenschutzbestimmungen zur Kenntnis genommen.

Shopware Agentur  six-media.de