Minipflanzen im Wassergarten
Nicht alles, was in unserem Garten steht, ist groß und unübersehbar. Gerade unter den kleinen Pflanzen gibt es einige Besonderheiten, bei denen sich das Anpflanzen lohnt. Drei Arten sollen im Folgenden vorgestellt werden.
Klein aber fein
Sumpfherzblatt, Studentenröschen, Parnassia palustris Familie Herzblattgewächse, Parnassiaceae
Höchst selten fragt man sich, wie wohl Pflanzen zu ihren Namen gekommen sind. Meist setzt man sie - gewissenhaft den Hinweisen auf den Pflegeschildchen folgend - in den Garten, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen, was ihre Namen bedeuten könnten. Das schöne Sumpfherzblatt gibt eine eindeutige Antwort, denn seine gestielten Blättchen sind herzförmig und entspringen einer grundständigen Rosette. Dass die Pflanze gern im Sumpf stehen möchte, sagt uns die Bezeichnung „palustris“, denn das bedeutet „sumpfbewohnend". Dem Wassergärtner ist dieser Hinweis sicher geläufig, aber da gibt es ja auch noch den Namen der Gattung, „Parnassia". Diese ist nach dem im mittleren Griechenland liegenden Berg Parnassos benannt. Er galt im Altertum als Sitz des Apollo und der Musen. Das Sumpfherzblatt ist eine wunderschöne Pflanze. In ihrer Zartheit kann sie sich allerdings gegen höhere und stark wachsende Pflanzen nicht behaupten. Ein Extra-Plätzchen in moorig-lehmiger Erde an einem sonnigen bis halbschattigen Standort sollte sie zum guten Gedeihen schon haben. Sie ist winterhart und blüht von Juli bis September. Ihre Blätter sind bis zu 6 cm breit und stehen auf nach oben gerichteten, kantigen Stielen. Auf dem 10-30 cm hohen Blütenstiel befindet sich etwa in halber Höhe ein einzelnes, ungestieltes Blatt. Es umfasst ihn mit tief herzförmigem Grund. Auf jedem Stiel sitzt stets nur eine weiße, fünfblättrige Blüte mit einem Durchmesser von 1-3 cm und gut sichtbaren, bogig verlaufenden Nerven. Die Blüten sind schalenförmig geöffnet und haben fünf normale Staub- und fünf sterile Staubblätter, die in einen Fächer von glänzenden, gestielten Drüsen auslaufen. Diese Drüsen sind es, die Insekten aller Art anlocken. Vor allem Schwebfliegen lassen sich gerne in der Blüte nieder, bewegen sich zum Nektar, der an der flachen Basis der sterilen Staubblätter produziert wird, und berühren dabei die Staubblätter. Die Frucht des Herzblattes ist eine vielsamige, an der Spitze vierklappig aufspringende Kapsel. Leider zählt auch das Sumpfherzblatt zu den gefährdeten Wildpflanzen. Es wächst in Sumpfwiesen, Flachmooren und in der alpinen Region bis zu 2700 m Höhe. In Deutschland findet man es nur noch selten. Einige Wassergärtnereien bieten es noch an. In kleinen Gruppen, gepflanzt am Rand von Gartenteichen, in Sumpfkübeln und Schalen mit mooriglehmiger oder torfiger Erde wird es gut gedeihen. Kurzfristige Überschwemmungen nach Unwettern oder lang anhaltenden Regenperioden kann es ertragen, jedoch beginnt es bei dauerndem Wasserstand zu kümmern.
Bodenseevergissmeinnicht, Myosotis rehsteineri Familie Raublattgewächse, Boraginaceae
Das Sumpfvergissmeinnicht (Myosotis palustris) ist - wie auch das schöne Gartenvergissmeinnicht - weithin bekannt und auch sehr beliebt. Es gibt aber noch eine weniger bekannte und wesentlich kleinere Art, das Bodensee-Vergissmeinmcht. Auch hier hat der Name eine Bedeutung. Myosotis bedeutet griech. „Mäuseohr" und der Artname bezieht sich auf den Pfarrer F.C. Rehsteiner, der die Pflanze um 1850 in der Nord-Schweiz sammelte. Leider ist dieses Vergissmeinnicht vom Aussterben bedroht, ganz im Gegensatz zu den robusten Gartenarten und dem unverwüstlichen Sumpfvergissmeinnicht. Obwohl die kleine Pflanze nur kurze Ausläufer bildet, können dichte Polster entstehen, wenn ihr der Standort zusagt. In nährstoffarmer und kalkhaltiger, etwas toniger Sanderde an einem feuchten, sonnigen bis halbschattigen Platz wird sie sich gut entwickeln. Rosa oder hellblaue Blütchen, etwa 8 mm im Durchmesser, zeigen sich von April bis Juni und bilden schmückende Polster. Die dicht beblätterte Pflanze erreicht eine Höhe von 2-10 cm. Die Blätter sind 1-3 cm lang, etwa 0,5 cm breit und mehr oder weniger behaart. Da das Bodenseevergissmeinnicht in freier Natur an Kiesufern vorkommt, ist es im Wassergarten auch am Bachrand gut einzusetzen. Dieses Vergissmeinnicht ist meist nur noch direkt in Wassergärtnereien zu bekommen.
Lippenmäulchen, Zitzenblume, Mazus reptans Familie Braunwurzgewächse, Scrophulariaceae
Vor noch nicht so langer Zeit, als Mazus reptans auf den Markt kam, konnte man ihn noch nicht unter einer deutschen Bezeichnung finden. Inzwischen aber hat auch er passende Namen erhalten. Diese beziehen sich auf das Aussehen der Blüte. Die botanische Bezeichnung nämlich bedeutet „Mazos" = gr. Brustwarze, denn an der Blüte befinden sich an der Basis der Unterlippe zwei höckerähnliche Gebilde. Das lat. Wort reptans, das den Wassergärtnern wohl eher bekannt ist und ja immer wieder vorkommt, bedeutet „kriechend". Es bezeichnet den kriechenden Wuchs dieses noch nicht sehr bekannten Bodendeckers. Der Mazus wird bis zu 5 cm hoch und bildet dichte, etwa 30 cm breite Polster und ist daher auch gut für den Teichrand geeignet, zumal er frisch-feuchten Lehmboden liebt. Seine sattgrünen Blätter sind paarig angeordnet, scharf gezähnt und 10-20 mm lang. Sehr interessant und attraktiv sind seine trichterförmigen Blüten mit einer schönen Zeichnung. Auf der weißen Unterlippe befinden sich auffällige rote und gelbe Flecken. Die Blüten sitzen rosa- oder lavendelfarben zu zweit bis zu fünft an den niederliegenden Trieben. Inzwischen findet man auch eine weiß blühende Mazus-Art mit hellgrünem Laub auf dem Markt, M. reptans „albus". Von Mai bis Juni zeigt der winterharte Mazus reptans seine schönen Blütenpolster in voller Sonne oder im Halbschatten.